Berichte über hohe Mesnerjubiläen werden immer seltener. Mia Vogt aus Schwabach könnte aber irgendwann Rekorde aufstellen: Das neun Jahre alte Mädchen begleitet schon seit drei Jahren ihren Vater Thomas bei seinen Diensten in den evangelischen Kirchen Schwabachs.
Während viele Schulkameraden am Sonntag lieber länger das Kopfkissen hüten und vielleicht nur mit Mühe zum Kirchgang zu bewegen sind, schaut es bei den Vogts anders aus: Mia steht schon frühmorgens bereit, wenn sich Papa langsam für den Dienst fertig macht. Seit 2007 arbeitet er in Schwabach für die Diakonie und ist seit 2008 Teil des Mesnerteams der evangelischen Kirchen der Stadt. Im Schnitt alle 14 Tage haben die Vogts in Stadt-, Spital- oder Dreieinigkeitskirche Dienst.
Interesse am Mitmachen
Letztere ist die erklärte Favoritin der Familie. "Sie ist klein und immer schön warm", sagt Mia, die ebenfalls eine weiße Mesneralbe trägt, wenn es in die Kirche geht. Lieder anstecken, Kerzen anzünden, die Glocke zum Vaterunser läuten - all diese klassischen Mesner-Jobs hat Mia schon drauf.
Das kleine Mädchen hat bereits mit sechs Jahren zum ersten Mal Interesse angemeldet, beim Gottesdienst nicht nur mit dabei zu sein, sondern auch mitmachen zu dürfen. "Ich habe sie jedenfalls nicht gezwungen, sie macht das freiwillig", freut sich Thomas Vogt. Mia sei von Anfang an neugierig gewesen, was ihr Vater hinter den Kulissen eines Gottesdienstes so alles machen muss.
Meistens sehen die Gottesdienstbesucher Mia schon am Kircheneingang, wenn sie fröhlich begrüßt. Zuvor hat Mia bereits die Gesangbücher ausgelegt und nachgesehen, ob auch alle Details passen, bis die Orgel die Einzugsmusik spielen kann. Bei Kasualien kümmert sie sich etwa um die richtige Temperatur des Wassers für den Täufling. Wenn allerdings Kerzen ausgepustet werden müssen, die nicht in ihrer Kopfhöhe sind, muss der Papa auf jeden Fall selbst ran.
Platz in der Gemeinde finden
Gebete und Lieder lernt das junge Mädchen automatisch. "Komm Herr, segne uns" ist eines von Mias Lieblingsliedern aus dem Gesangbuch. Die Eins in Religion ist nahezu selbstverständlich, aber kein Amtsbonus, wie die beiden versichern. Wenn der Gottesdienst vorbei ist, wird aufgeräumt und das Geld aus der Kollekte gezählt. Aufgaben, die erledigt werden müssen, bevor die Tür wieder geschlossen wird.
Die Mesner im Dekanat sind im Schnitt 60 Jahre alt, erklärt Pfarrerin Heidrun Bock. Sie fände es "fantastisch", wenn Kinder von früher Kindheit an in die Kirche hineinwachsen, Gottesdienst mitfeiern und so ihren Platz in der Gemeinde finden würden. "Damit ist eine Spur für später gelegt. Das würde ich mir öfter wünschen", erklärt sie. Und wie sieht Mia ihre Zukunft in der Kirche? "Ich kann mir schon vorstellen, diese Aufgaben weiterzumachen, bis ich alt bin", meint das Mädchen. Nur muss dann die Dienstkleidung bald nachgerüstet werden: Ihre Mesneralbe wird langsam zu klein.