Köln (epd). Die Corona-Pandemie hat nach Angaben von Unicef weltweit verheerende Auswirkungen auf das Leben und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ein Jahr nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Covid-19 zur globalen Pandemie erklärt habe, seien "die Fortschritte in nahezu allen wichtigen Bereichen der Kindheit rückläufig", erklärte die Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks, Henrietta Fore, am Donnerstag in Köln. "Die Anzahl der Kinder, die hungern, einsam sind, unter Gewalt leiden, Angst haben, in Armut leben und zur Ehe gezwungen werden, ist gestiegen." Gleichzeitig habe sich ihr Zugang zu Bildung, sozialer Teilhabe und grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheit, Ernährung und Schutz verschlechtert.
Laut Fore zeigen Daten, dass in den Entwicklungsländern die Kinderarmut voraussichtlich um rund 15 Prozent zunehmen wird. Hochrechnungen zufolge werden in diesen Ländern 140 Millionen Kinder zusätzlich in Haushalten unterhalb der Armutsgrenze leben. Für mehr als 168 Millionen Kinder weltweit seien seit fast einem Jahr Schulen aufgrund der Corona-Lockdowns vollständig oder teilweise geschlossen. Zwei Drittel dieser Länder gehören demnach zu Lateinamerika und der Karibik.
Nach Prognosen könnten im zurückliegenden Jahr zusätzlich sechs bis sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung gelitten haben. Die Zahl der ausgezehrten Kinder wäre damit auf 54 Millionen gestiegen, hieß es weiter. Dies entspräche einer Zunahme um 14 Prozent. Vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara und in Südasien könnten dadurch jeden Monat 10.000 Kinder zusätzlich sterben. Die Ernährungssituation könnte sich zusätzlich verschlechtern, weil derzeit 40 Prozent weniger Kinder und Frauen durch Ernährungshilfen und entsprechende Beratung erreicht würden.
Weltweit haben den Angaben zufolge rund drei Milliarden Menschen zu Hause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Jeden Tag sterben durchschnittlich 700 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch einen Mangel an sanitären Einrichtungen und Hygiene verursacht werden.
Bei allen Maßnahmen gegen Covid-19 müssten Kinder im Zentrum stehen, mahnte Fore. Das bedeute eine möglichst schnelle Wiedereröffnung der Schulen, einen besseren sozialen Schutz für arme Familien und mehr Hilfe für die am stärksten gefährdeten Kinder.