Tübingen, Genf (epd). Eine gerechte Verteilung von Covid-19-Impfstoffen haben christliche Gesundheitsorganisationen, Kirchen und Netzwerke gefordert. "Um die Corona-Pandemie einzudämmen, brauchen wir vor allem eins: Impfstoff für alle", sagte die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm), Gisela Schneider, am Mittwoch in Tübingen. Dies sei eine Frage der Solidarität mit allen Menschen. Bei der Welthandelsorganisation in Genf gibt es derzeit Gespräche über eine zeitweise Aussetzung der Impfstoff-Patente.
Um den weltweiten Bedarf zu decken, sollten auch in Afrika, Asien und Lateinamerika Impfstoffe produziert werden, forderte die neue Präsidentin von "Brot für die Welt", Dagmar Pruin. Dazu müssten notfalls auch Zwangslizenzen erteilt werden. Um ihre Forderung zu unterstreichen, haben sich weltweit Organisationen wie das Difäm, "Brot für die Welt", der Weltkirchenrat sowie Netzwerke und Kirchen aus Entwicklungsländern zusammengeschlossen.
Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, Covid-19-Impfstoffe zu einem global zugänglichen Gut zu machen, Produktionskapazitäten zu erweitern und Lizenzen an andere Pharma-Unternehmen weiterzugeben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) solle dann koordinieren, dass die Produkte zu Selbstkostenpreisen verkauft werden, sagte Pruin.
Unterdessen gehen die internationalen Gespräche zur Aussetzung von Patenrechten für Corona-Impfstoffe in eine neue Runde. Das strittige Thema stehe in dem zuständigen Ausschuss der Welthandelsorganisation (WTO) auf der Agenda, teilte ein Sprecher am Mittwoch in Genf mit. Vorläufig seien aber keine weitreichenden Entscheidungen zu erwarten.
Das Kinderhilfswerk terre des hommes spricht sich für eine vorübergehende Aufhebung der Patente auf Vakzine aus. Anders sei es nicht möglich, ärmere Länder vor der Ausbreitung des Coronavirus zu schützen, sagte der Sprecher der Hilfsorganisation, Wolf-Christian Ramm, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Als Mensch auf dem Land in Simbabwe habe ich das gleiche Recht, geimpft zu werden wie jemand in Deutschland."
Weil die Pandemie ein globales Phänomen sei, müsse es auch eine globale Antwort darauf geben, betonte Ramm. "Die Antwort kann nicht sein, dass die eine Hälfte der Welt sich den Impfstoff leisten kann, die andere nicht."
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