Freiburg (epd). Trotz eines Friedenschlusses im Südsudan vor einem Jahr ist die Lage für die Bevölkerung laut Caritas International dramatisch. "Das Überleben Zehntausender Menschen im jüngsten Staat der Welt hängt am seidenen Faden", erklärte der Leiter des katholischen Hilfswerks, Oliver Müller, am Mittwoch in Freiburg. Die Ernährungssituation für die Hälfte der etwa elf Millionen Südsudanesen sei kritisch, Tausende seien vom Hungertod bedroht. Die Gewalt habe den UN zufolge im vergangenen Jahr ein Niveau erreicht, das schlimmer sei als zu Zeiten des Bürgerkriegs.
Die Gewalt sei allgegenwärtig, erklärte Caritas International. Alle Formen von Gewalt gegen Frauen nähmen zu, Kindersoldaten würden zunehmend rekrutiert, lokal auftretende Kämpfe zunehmend mit neuen Waffen ausgetragen. Dazu kämen heftige Überschwemmungen, zusätzlich breite sich das Coronavirus weiter aus, schwere Verläufe mit Todesfolge häuften sich. Das südsudanesische Gesundheitssystem habe dem nichts entgegenzusetzen.
Im ölreichen Südsudan, das erst 2011 unabhängig wurde, begann 2013 ein Bürgerkrieg. Zwar einigten sich Präsident Salva Kiir und Rebellen unter seinem Gegenspieler Riek Machar Ende Februar vergangenen Jahres auf eine gemeinsame Regierung, trotzdem flammt die Gewalt immer wieder auf. Derzeit benötigen nach Schätzungen von Caritas International rund 8,5 Millionen Menschen im Südsudan dringend humanitäre Hilfe - zwei Drittel der Bevölkerung und 2,8 Millionen mehr als noch vor einem Jahr.