Expertin: Neue Konzepte für mehr Digitalkompetenzen von Frauen nötig

Expertin: Neue Konzepte für mehr Digitalkompetenzen von Frauen nötig
25.02.2021
epd
epd-Gespräch: Claudia Rometsch

Bonn, Berlin (epd). In Deutschland braucht es nach Ansicht der Bildungsexpertin Sandy Jahn neue Konzepte zur Förderung der Digitalkompetenzen von Frauen. Viele Frauen drohten digital abgehängt zu werden, sagte die Referentin bei der gemeinnützigen Initiative D21 dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir sehen das vor allem bei den Frauen höheren Alters und bei Frauen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen oder ohne Berufstätigkeit." Frauen profitierten deutlich weniger von den Vorteilen digitaler Arbeitsmöglichkeiten.

Während 91 Prozent der Männer das Internet nutzten, seien nur 84 Prozent der Frauen online. Frauen betrachteten die Digitalisierung auch seltener als Chance für ihr berufliches Fortkommen, sagte Jahn. Laut der D21-Studie "Digitales Leben" sind nur 43 Prozent der Frauen daran interessiert, ihr Wissen im digitalen Bereich auszubauen. Bei den Männern sind es hingegen 58 Prozent.

"Das sind besorgniserregende Entwicklungen", warnte die Digital-Expertin. Denn künftig werde es immer weniger Arbeitsplätze geben, an denen keine digitalen Kenntnisse notwendig seien. Einfachere Tätigkeiten würden bei fortschreitender Digitalisierung ersetzt: "Davon sind dann vor allem diese Frauen bedroht, die nicht in der Lage sind, sich rechtzeitig fort- und weiterzubilden."

Schon jetzt profitierten in der Berufswelt Männer stärker von den Vorteilen der Digitalisierung, sagte Jahn. "Frauen werden deutlich seltener Arbeitsmittel vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt wie Smartphone, Notebooks oder aber auch Software, die sie zum mobilen Arbeiten brauchen." Arbeitgeber statteten Teilzeit-Kräfte sehr viel seltener mit technischen Geräten aus. Da nur elf Prozent der Männer Teilzeit-Stellen hätten, seien sie also in der Regel besser ausgerüstet.

"Frauen können die Möglichkeiten der Digitalisierung weniger für sich einsetzen und nehmen sie dadurch auch weniger als Chance für die Qualität ihrer Arbeits- und Lebenszufriedenheit wahr", stellte Jahn fest. So nutzten laut der D21-Studie vor der Corona-Krise nur neun Prozent der Frauen mobiles Arbeiten, während dies 21 Prozent der Männer taten. Bei Berufstätigen mit Kindern arbeiteten sogar gut ein Viertel der Männer mobil, während der Anteil bei den Frauen fast gleich blieb. Frauen mit höheren Bildungsabschlüssen nutzten digitale Technik allerdings weitaus häufiger.

Die Initiative D21 mit Sitz in Berlin ist nach eigenen Angaben das größte deutsche Netzwerk für die digitale Gesellschaft. Mitglieder des Vereins sind rund 200 Unternehmen und Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie Partner aus Bund, Ländern und Kommunen.