Leipzig/Berlin (epd). Das Bach-Archiv Leipzig erwirbt eine Gesamtausgabe der Werke Johann Sebastian Bachs (1685-1750) aus dem einstigen Besitz Gustav Mahlers (1860-1911). Das Exemplar ist mit 59 Bänden nahezu vollständig und enthält fünf zusätzlich eingelegte Seiten und zahlreiche handschriftliche Notizen Mahlers, wie das Bach-Archiv in Leipzig und die Kulturstiftung der Länder in Berlin am Montag mitteilten.
Der Ankauf erfolgt demnach aus dem Nachlass des britischen Unternehmers Sir Ralph Kohn (1927-2016), der die Ausgabe 1992 auf einer Auktion in London ersteigert hatte. Die Kulturstiftung fördert den Kauf mit 15.000 Euro. Weitere Förderer seien die B.H. Breslauer Foundation sowie zahlreiche private Spenderinnen und Spender, hieß es. Der Direktor des Bach-Archivs, Peter Wollny, kündigte an, die Bände der zwischen 1851 und 1900 erschienenen Gesamtausgabe in einer Sonderausstellung im Leipziger Bach-Museum zu präsentieren.
Der Generalsekretär der Kulturstiftung, Markus Hilgert, erklärte, die Ausgabe könne nun erstmals umfassend wissenschaftlich untersucht werden. Mahlers Gesamtausgabe der Werke Bachs werde es ermöglichen, "nachzuvollziehen, wie Mahler Bach verstanden hat und wie er dessen Werke interpretierte und aufführte". Von besonderem Interesse für die Forschung sei eine beigelegte Bearbeitung Mahlers von Bachs Gavotte BWV 1068/3, die Mahler 1909 als Dirigent in New York aufführte.
Gustav Mahler zählte zu den bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Von Sommer 1886 an arbeitete er für zwei Jahre als Kapellmeister in Leipzig. Bach war von 1723 an 27 Jahre lang Kantor an der Leipziger Thomaskirche.