Corona: G7 sagen weitere vier Milliarden Dollar für arme Länder zu

Corona: G7 sagen weitere vier Milliarden Dollar für arme Länder zu
Minister Müller und Organisationen fordern mehr Geld
Die Corona-Pandemie kann nur weltweit besiegt werden - darin sind sich Politik und Hilfsorganisationen einig. Die G7-Staaten haben nun mehr Geld für den Kampf gegen Covid-19 zugesagt. Doch viele halten das für zu wenig.

London/Frankfurt a.M. (epd). Die sieben führenden Industrienationen (G7) stocken ihre Finanzzusagen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in ärmeren Ländern auf. Bei einem virtuellen Treffen am Freitag erhöhten die G7-Staaten ihre Hilfen um vier Milliarden Dollar auf 7,5 Milliarden Dollar. Nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stehen damit insgesamt zur Unterstützung von Entwicklungsländern 10,3 Milliarden Dollar zur Verfügung. Deutschland habe weitere 1,5 Milliarden Euro zugesichert. Zudem sagten die Industrieländer zu, überschüssige Impfdosen an ärmere Länder abzutreten. Kritik an den Ergebnissen des Gipfels kam aus der Politik, von Entwicklungsorganisationen und Menschenrechtlern

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) rief die reichen Ländern zu weiteren Zusagen auf. Um das Ziel zu erreichen, mindestens 20 Prozent der Bevölkerung in den Entwicklungsländern bis Jahresende gegen Corona zu impfen, seien weitere 25 Milliarden Euro nötig. Es brauche einen Impffonds von EU, G7 und G20. "Die ärmsten der Armen werden am härtesten von der Pandemie getroffen und können sich am wenigsten schützen." Allein als Folge der Lockdown-Maßnahmen seien zwei Millionen Menschen gestorben, vor allem in Afrika. Bislang finden Müller zufolge nur 0,5 Prozent aller Corona-Impfungen in den ärmsten Ländern statt.

Die Entwicklungsorganisation One begrüßte die Zusage der Bundesregierung und der US-Regierung als starkes Signal. Die USA haben zwei Milliarden Dollar für das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) initiierte Impfstoffprogramm Covax zugesagt. Weitere zwei Milliarden sollen dem Programm im laufe dieses und des kommenden Jahres zugehen. Nun brauche es aber eine radikale Abkehr vom gegenwärtigen Impfnationalismus, forderten One-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Es gebe keinen konkreten Plan, um den armen Ländern so schnell wie mögliche Impfstoffe zukommen zulassen.

Marco Alves von "Ärzte ohne Grenzen" äußerte sich enttäuscht. Es könne kein Impfstoff verteilt werden, der nicht produziert werde. "Die G7-Staaten halten mit ihrer Politik weiter die künstliche Verknappung des Impfstoffs aufrecht, statt für Technologietransfer und globale Produktionsausweitung zu sorgen." Schon das Ziel, in Entwicklungsländern bis Ende des Jahres 20 Prozent der Bevölkerung zu impfen, während es in den reichen Ländern bis dahin deutlich mehr sein könnten, sei fundamental ungerecht.

Amnesty International warnte die G7-Staaten, sich mit ihrer Corona-Politik "selbst ins Bein zu schießen". Sollten sie einen gerechten Zugang zu Impfstoffen gegen Covid-19 weilweit weiter verhindern, sei das nicht nur ein gravierendes moralisches Versagen, sondern schade ihnen letztlich selbst, erklärte die Menschenrechtsorganisation in London. Laut Amnesty haben die G7-Staaten inklusive der EU sich über die Hälfte der Impfdosen gesichert, obwohl sie nur 13 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Die Hälfte der bereits verabreichten Impfungen sei an Menschen in diesen Ländern gegangen, während in 130 Ländern noch keine einzige Person geimpft worden sei.

An der Impfinitiative Covax sind die Weltgesundheitsorganisation sowie die Impfstoffallianzen Gavi und Cepi beteiligt. Sie soll Corona-Impfstoffe für alle Länder verfügbar machen, vor allem für die 92 ärmsten. Viele Länder sind auf die Unterstützung durch Covax angewiesen, weil sie sich den Einkauf des Impfstoffes nicht leisten können.

Die reichen Länder stehen seit Monaten in der Kritik, sich ohne Rücksicht auf ärmere Länder und mehr als nötig Corona-Impfstoff zu sichern. Nichtstaatliche Organisationen weisen darauf hin, dass Covax nur Impfstoff verteilen kann, den das Programm erhält. Zudem blockieren die führenden Industrienationen einen Vorstoß bei der Welthandelsorganisation (WTO), die Patente für Corona-Impfstoffe und -Arzneien auszusetzen, um sie an mehr Standorten herstellen zu können.

epd nam/co fu