Speyer (epd). Der scheidende pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad hat an die evangelische Kirche appelliert, selbstbewusst ihre Glaubensüberzeugungen und Werte in die Gesellschaft einzubringen und missionarisch für sich werben. Als eine schrumpfende Glaubensgemeinschaft dürfe sie sich nicht in die "Nische der Gleichgesinnten" zurückziehen, sondern müsse das Gespräch gerade auch mit kirchendistanzierten Menschen suchen, sagte Schad dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der 62-jährige in Ludwigshafen geborene Theologe geht am 1. März in den Ruhestand.
Entscheidend für die Zukunft der Kirche sei, dass sie in Zeiten des Traditionsabbruchs den Menschen ganz neue Formen des Zugangs ermögliche, sagte Schad zum Ende seiner mehr als zwölfjährigen Amtszeit an der Spitze der pfälzischen Landeskirche. Es sei wichtig, "dass wir nicht warten, bis die Menschen zu uns kommen", sagte Schad. Vielmehr müsse die Kirche gerade auch auf jene Menschen zugehen, die nach tragfähigen Antworten für ihr Leben suchten. Dabei müsse "das Orientierungspotenzial des christlichen Glaubens deutlich und sichtbar" profiliert werden.
Auch als kleiner werdende Kirche bleibe der Auftrag, "die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk", sagte Schad. Die evangelische Kirche dürfe dabei aber nicht mit dem "moralischen Zeigefinger" kommen. Widerspruch sei nötig, wo Hass gesät und Ängste verstärkt würden.
Durch die digitale Transformation sei die Kirche herausgefordert, sagte Schad. Die Corona-Krise habe gezeigt, dass Gewohnheiten und Rhythmen der Menschen, wie der Kirchgang an Sonn- und Feiertagen, durch die Einschränkungen infragegestellt worden seien. Dies könne zum Abbruch von Selbstverständlichkeiten führen. In Zukunft würden sich in der Kirche die analoge und die digitale Kommunikation in Gestalt von hybriden Formaten noch sehr viel stärker wechselseitig ergänzen, sagte er. Unmittelbare persönliche Begegnungen "mit allen Sinnen" behaupteten weiter ihren Platz.