Roma-Verband kritisiert Polizeiübergriff auf Elfjährigen

Roma-Verband kritisiert Polizeiübergriff auf Elfjährigen

Mannheim, Singen (epd). Der Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg hat schwere Vorwürfe gegen die Polizei in Singen erhoben. Die Beamten hätten am vergangenen Samstag einen elfjährigen Jungen vor dem Wohnhaus seiner Großmutter kontrolliert, bedroht und in Handschellen aufs Polizeirevier gebracht, teilte der Landesverband am Mittwoch in Mannheim mit. Er forderte Innenminister Thomas Strobl (CDU) auf, den Vorfall aufzuklären. Zudem habe die Familie Strafanzeige gestellt.

Vor dem Wohnhaus der Großmutter hätten zwei Polizeibeamte spielende Kinder kontrolliert und dabei den Sinto in gebrochenem Romanes sinngemäß mit Worten wie "Einer von den Zigeunern, kennen wir ja" und "Der Tod kommt dich holen" bedroht. Nachdem sie bei dem Elfjährigen ein kleines Klappmesser fanden, hätten sie ihn gefesselt zur Polizeiwache gebracht. Dem Jungen, der an Asthma leidet, sei nicht einmal erlaubt worden, seine Eltern zu verständigen, kritisierte der Verband.

Erst nach 30 Minuten im Polizeipräsidium sollen dem Kind die Handschellen abgenommen worden sein. Danach sei der Junge verängstigt und alleine nach Hause gegangen, so der Verband weiter. Weder der Mutter noch dem Kind sei das Vorgehen erläutert worden. In Baden-Württemberg habe es mehrfach Vorkommnisse von Polizeigewalt gegen die Minderheit gegeben.

Dem Polizeipräsidium Konstanz ist der Vorfall in Singen nicht bekannt. Auch eine entsprechende Anzeige liege noch nicht vor, sagte Sprecher Uwe Vincon auf epd-Anfrage. Sobald diese vorliege, würden die Vorwürfe sorgfältig geprüft.