Frankfurt a.M., Rangun (epd). Trotz eines Versammlungsverbots gehen die Massenproteste in Myanmar den vierten Tag in Folge weiter. Am Dienstagmorgen (Ortszeit) demonstrierten in der früheren Hauptstadt Rangun erneut Tausende Menschen, wie das Nachrichtenmagazin "Frontier Myanmar" berichtete. Auch in anderen Teilen des südostasiatischen Landes gingen Protestierende wieder auf die Straßen. Am Vorabend hatte das Militärregime ein Versammlungsverbot für mehr als fünf Personen sowie eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 4 Uhr unter anderem für die beiden größten Städte Rangun und Mandalay erlassen.
Am Montag vergangener Woche hatten die Militärs die bis dato regierende "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Als Grund nannten sie angeblichen Wahlbetrug bei den Parlamentswahlen im November. Suu Kyis Partei NLD hatte die Abstimmung klar gewonnen. Am Montagabend hatte Juntachef Min Aung Hlaing im Staatsfernsehen Neuwahlen nach Ende des Ausnahmezustandes versprochen. Dieser war zunächst für ein Jahr ausgerufen worden. Stunden zuvor hatte das Militärregime öffentlich mit Maßnahmen gegen die Demonstrierenden gedroht.
Am Dienstag setzte die Polizei Berichten zufolge erneut Wasserwerfer gegen Demonstrierende in der Hauptstadt Naypyidaw ein, mehrere Menschen wurden verletzt. Das Gleiche passierte in Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes. Bis zu 30 Teilnehmer wurden laut "Frontier Myanmar" festgenommen. Insgesamt wurden nach Angaben der "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" seit dem Putsch 170 Personen verhaftet. Nur 18 seien wieder freigelassen worden. Unter den Festgenommenen sind vor allem Angehörige der früheren NLD-Regierung sowie Aktivisten von Bürgerrechtsorganisationen.