Den Haag (epd). Vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag musste am Freitag erstmals ein Anführer der muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen aus der Zentralafrikanischen Republik erscheinen. Mahamat Said Abdel Kani wurde nach seiner Festnahme am Wochenende dem Haftrichter vorgeführt und kündigte an, zu den Anklagepunkten schweigen zu wollen. Die Anklage wirft dem 50-Jährigen vor, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantwortlich zu sein, darunter Folter, Freiheitsberaubung und Verschwindenlassen.
Said soll die Verbrechen 2013 selbst begangen oder als Anführer angeordnet haben. Damals kämpften die Séléka-Rebellen gegen die Regierung des früheren Präsidenten François Bozizé und die mehrheitlich christliche Anti-Balaka-Bewegung, die die Regierung unterstützte. In dem Bürgerkrieg wurden Tausende Menschen getötet und 1,3 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Trotz des Einsatzes internationaler Truppen und eines Friedensabkommens kommt es weiterhin zu heftigen Kämpfen, zuletzt nach der Bildung eines neuen Rebellenbündnisses im Dezember.
Der Strafgerichtshof ermittelt seit 2007 in der Zentralafrikanischen Republik. Im Hauptverfahren wurde der frühere kongolesische Vizepräsident Jean-Pierre Bemba wegen Unterstützung zentralafrikanischer Rebellen angeklagt und 2018 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Im Zuge eines zweiten Ermittlungsverfahrens wurden die Anti-Balaka-Anführer Patrice-Edouard Ngaïssona und Alfred Yekatom festgenommen. Der Prozess gegen die beiden soll am 9. Februar eröffnet werden. Das Vorverfahren zur Bestätigung der Anklagepunkte gegen Said soll im Oktober fortgesetzt werden.