Berlin (epd). Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, das Corona-Präparat von Astrazeneca nur an Patienten unter 65 Jahren zu verabreichen, sorgt für Diskussionen über Änderungen bei der Impf-Reihenfolge. "Wir müssen zum einen umgehend alternative Impfstoffe für über 65-Jährige beschaffen und zum anderen die Impf-Reihenfolge für den in Kürze eintreffenden Astrazeneca-Impfstoff neu koordinieren", sagte SPD-Chefin Saskia Esken den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag): "Vor allem Klinik- und Pflegepersonal sollten als erste von den nun freien Ressourcen profitieren."
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte im ZDF-"Morgenmagazin": "Man muss jetzt nochmal die Impfpriorität und Impfhierarchie überdenken." Der Impfstoff von Astrazeneca solle vermehrt an medizinisches Personal verabreicht werden. Gleichzeitig äußerte er die Befürchtung, dass die Unsicherheit um das Astrazeneca-Vakzin die Akzeptanz der Impfungen untergraben könnte: "Das wirkt jetzt alles sehr unsicher."
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut rät von der Verwendung des Impfstoffs von Astrazeneca bei Menschen über 65 Jahre ab, weil die Wirksamkeit bei älteren Personen nicht ausreichend belegt sei. Daher solle der Astrazeneca-Impfstoff nur in der Altersgruppe von 18 bis 64 Jahren eingesetzt werden. Am Freitag will die Europäische Arzneimittelbehörde mitteilen, ob sie den Impfstoff von Astrazeneca zur Zulassung in der EU empfiehlt.
Caritas-Präsident Peter Neher sagte, die Nachricht, wonach der Astrazeneca-Impfstoff nicht für ältere Menschen empfohlen wird, habe ihn "mit Entsetzen erfüllt". Es könne nicht sein, dass ein Impfstoff bestellt werde, bei dem hinterher festgestellt werde, er schütze die Hochbetagten nicht ausreichend. "Das ist eigentlich unerhört", sagte er-
Söder sagte zum schleppenden Fortgang der Impfungen: "Die Situation ist mehr als unbefriedigend." Viele Menschen seien in der Warteschleife. Sein Eindruck sei, dass die EU zu spät bestellt und auf zu wenig Hersteller gesetzt habe. Der bayerische Ministerpräsident sprach sich für einen Impfgipfel auf europäischer Ebene nach dem Vorbild des für Montag in Deutschland geplanten Treffens aus. Dabei wollen Bund und Länder mit Impfstoffherstellern über die weitere Impfkampagne beraten.
Esken nannte den bevorstehenden Impf-Gipfel dringlich. "Die Impfstoffbeschaffung und -verteilung muss endlich zur Chefsache gemacht werden", sagte sie: "Wir dürfen uns keine Verzögerungen mehr erlauben."