Berlin (epd). Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, wirft der Bundesregierung vor, pflegende Angehörige in der Corona-Krise im Stich zu lassen. Sie erhielten keine Lohnersatzleistung, anders als Eltern, die wegen ihrer Kinder zu Hause bleiben müssen, kritisierte Bentele am Donnerstag in Berlin. 20 Tage Pflegeunterstützungsgeld reichten nicht. Die Pflege ende nun mal nicht nach 20 Tagen, sagte Bentele.
Die Regierung hatte das Unterstützungsgeld von zehn auf 20 Tage verlängert. Es ist eigentlich für kurzfristige Freistellungen zur Organisation der Versorgung bei einem plötzlich eintretenden Pflegefall gedacht. Die VdK-Präsidentin forderte, die pflegenden Angehörigen müssten vielmehr während der Pandemie eine eigene Lohnersatzleistung erhalten, die sich am Entschädigungsanspruch von Eltern für Verdienstausfälle orientieren solle, der im Infektionsschutzgesetz verankert ist.
Bentele warf der Politik vor, sich einfach auf das Verantwortungsbewusstsein der pflegenden Angehörigen zu verlassen: "Sie federn den durch die Corona-Krise zugespitzten Pflege-Notstand quasi im Alleingang ab", sagte sie, und sie würden dabei auch noch "sträflich im Stich" gelassen. Tagespflege finde kaum statt, die ambulanten Pflegedienste seien überlastet, Freistellungsmöglichkeiten fehlten. Der Jahresurlaub sei irgendwann aufgebraucht, eine Art Krankengeld wie für Eltern von Kindern, die nicht in die Schule können, gebe es für Pflegende nicht, resümierte Bentele.
Rund zwei Millionen pflegebedürftige Menschen werden laut VdK allein durch Angehörige zu Hause versorgt. Der Verband fordert über die Pandemiezeit hinaus für sie eine Lohnersatzleistung analog zum Elterngeld.