Essen, Berlin (epd). Die Gewerkschaften fordern mehr Corona-Hilfen für Menschen mit geringem Einkommen. Jobcenter müssten einspringen, wenn bedürftigen Schülern Laptops fürs Home-Schooling fehlten, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Das müsse möglich sein, auch ohne dass belastete Familien dafür vor Gericht ziehen müssten. Auch Bezieher von Wohngeld und Kinderzuschlag benötigen in der Pandemie eine Extra-Hilfe. Piel forderte zudem für Menschen in Hartz IV eine Soforthilfe in Höhe von 100 Euro. Damit schloss sich der DGB den jüngsten Forderungen mehrerer Sozialverbände an.
Die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Bildung, Katja Hintze, unterstrich, dass Kinder aus armen Familien in der Bildung nicht schlechtergestellt werden dürften. Es sei daher richtig, dass ein Gericht in Thüringen einen Laptop als Teil der Standardausstattung für Schüler eingestuft habe, sagte Hintze den Funke-Zeitungen. Die Klage werde vermutlich dazu beitragen, dass in Zukunft auch Laptops als Regelausstattung im Bildungs- und Teilhabepaket anerkannt werden, sagte Hintze. Sie forderte, das Teilhabepaket auf alle Kinder und Jugendlichen aus Familien mit niedrigem Einkommen auszuweiten. Diese Schüler fielen "schnell durchs Raster".
Der Sozialflügel der Union (CDA) lehnt dagegen weitere Pandemiehilfen für Bedürftige ab. "Eine Corona-Zulage sehe ich kritisch", sagte CDA-Bundesvize Alexander Krauß den Funke-Zeitungen. Durch die Absenkung der Mehrwertsteuer und den Kinderbonus im vergangenen Jahr hätten Empfänger von Grundsicherung "coronabedingte Mehrausgaben mehr als ausgleichen" können. Es gebe "einerseits Mehrausgaben durch Corona, andererseits aber auch Einsparungen für Hartz IV-Empfänger". So seien in den Regelsätzen "zum Beispiel Ausgaben für den Kinobesuch oder den Gaststättenbesuch eingepreist. Diese Ausgaben fallen derzeit nicht an". Zudem hätten Bezieher, die zur Corona-Risikogruppe gehörten, einen Gutschein für Corona-Schutzmasken bekommen.