Berlin, Mainz (epd). Behinderte Menschen, die ein hohes Risiko für einen schweren Corona-Krankheitsverlauf haben, müssen nach Ansicht von Selbsthilfeorganisationen und der Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern vorrangig geimpft werden. Die Beauftragten verlangten in einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Erklärung neben schnelleren Impfungen eine bessere Versorgung mit FFP2-Masken, mehr Schnelltests und einen barrierefreien Zugang zu den Impfzentren der Bundesländer.
Die Impfverordnung müsse nachgebessert werden, damit auch jene, die zu Hause von Angehörigen versorgt werden, einen vorrangigen Zugang zu Impfungen erhalten, forderten die Beauftragten. Das müsse auch für ihre Betreuerinnen und Betreuer gelten, etwa die Assistenzkräfte, die sie rund um die Uhr versorgen. In den ersten Kategorien sollen bisher nur die Menschen schnell eine Impfung erhalten, die in Einrichtungen leben oder von professionellen Pflegediensten versorgt werden sowie im Einzelfall Menschen mit hohen Gesundheitsrisiken. Die Mehrheit von rund drei Millionen pflegebedürftigen und behinderten Menschen lebe zu Hause, hieß es.
Die Behindertenbeauftragten verlangen in ihrer Erklärung weiter, dass die Anmeldung zu einer Impfung sowie der Zugang zu den Zentren auch mobilitätseingeschränkten, gehörlosen, blinden und geistig behinderten Menschen ermöglicht werden müsse, etwa indem die notwendigen Informationen auch in Leichter Sprache zur Verfügung gestellt werden. Die Fahrtkosten zu den Zentren müssten übernommen und die Wartezeiten dort in Grenzen gehalten werden. Weiter fordern die Beauftragten, dass den Betroffenen etwa Gebärdendolmetscher zur Verfügung stehen, damit sie sich verständigen können.
Der derzeitige Sprecher der Konferenz der Beauftragten von Bund und Ländern für Menschen mit Behinderungen, der rheinland-pfälzische Beauftragte Matthias Rösch, sagte, bei vielen Menschen mit Behinderung gebe es Verunsicherung, wann sie bei den Impfungen berücksichtigt werden. Sie bräuchten mehr Sicherheit, insbesondere wenn sie etwa als Beatmungspatienten durch eine Infektion mit dem Virus einem hohen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt seien.
Die LIGA Selbstvertretung erklärte in Berlin, behinderte Menschen müssten bei der Impfstrategie eine genauso höchste Priorität haben wie Bewohnerinnen und Bewohner von Pflege- und Altenheimen. Die Organisation wies darauf hin, dass im benachbarten Österreich Behinderte mit einem hohen Erkrankungsrisiko in der ersten Prioritätsgruppe geimpft werden. Die LIGA Selbstvertretung ist ein Zusammenschluss von 13 bundesweit tätigen Selbstvertretungsorganisationen, die von behinderten Menschen selbst verwaltet werden.
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