Frankfurt a.M., Augusta (epd). Die "Ocean Viking" hat im Hafen der sizilianischen Stadt Augusta festgemacht, und bis zum frühen Montagabend sind rund 180 der 373 Geretteten von Bord gegangen. Das Verlassen des Schiffes gehe sehr schleppend vonstatten und werde noch einige Zeit dauern, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Sprecherin lagen keine zuverlässigen Informationen vor, wohin die Menschen gebracht werden.
Die Crew hatte die Geflohenen am Donnerstag und Freitag bei drei Einsätzen aus Schlauchbooten vor der libyschen Küste gerettet, die in Seenot geraten waren. Man sei froh, dass die Zuweisung eines Hafens so schnell erfolgt sei. "Das Wetter hat sich rapide verschlechtert, die zahlreichen Babys und Kinder leiden stark unter Seekrankheit", sagte die Such- und Rettungskoordinatorin an Bord, Luisa Albera. Unter den Geretteten seien 165 Minderjährige, die meisten von ihnen seien ohne Eltern oder nahe Angehörige unterwegs. Von den 32 jüngeren Kindern an Bord, seien 21 Neugeborene und Kleinkinder bis vier Jahre.
Die "Ocean Viking" ist derzeit das einzige private Rettungsschiff auf dem Mittelmeer. Laut der Rettungsorganisation Alarm Phone, die eine Hotline für Geflüchtete in Seenot im Mittelmeer betreibt, ertranken 17 Menschen, nachdem die "Ocean Viking" die Gewässer vor der libyschen Küste verlassen musste, um die Geretteten an Bord an Land zu bringen. 82 Menschen auf dem gleichen Boot hätten zwar überlebt, seien aber nach Libyen zurückgezwungen worden, wo sie vermutlich in eines der Internierungslager mit menschenunwürdigen Bedingungen gebracht werden.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten. Im vergangenen Jahr starben laut der Internationalen Organisation für Migration 1.366 Menschen auf dem Weg über das Meer, 977 davon im zentralen Mittelmeer. In diesem Jahr wurden bereits mindestens 87 Tote oder Verschwundene registriert. Die Dunkelziffer ist jedoch höher.
Die "Ocean Viking" wurde vor ihrem aktuellen Einsatz fünf Monate in Italien festgehalten. Im vergangenen Jahr haben die italienischen Behörden zahlreiche private Rettungsschiffe für mehrere Monate wegen angeblicher Sicherheitsmängel festgesetzt.
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