Berlin (epd). Immer mehr Flüchtlinge versuchen laut Helfern über die Berge in Norditalien in andere europäische Länder zu gelangen. Trotz Schnee und Kälte machten sich die Migranten, die über die sogenannte Balkanroute nach Italien gelangt seien, auf den Weg nach Frankreich oder Österreich, erklärte "Ärzte ohne Grenzen" am Freitag in Berlin. Im Grenzgebiet würden sie jedoch häufig von der französischen oder italienischen Polizei zurückgedrängt. Auch von Schlägen durch bosnische oder kroatische Beamte hätten die Menschen berichtet. Die Lage sei sehr besorgniserregend, erklärte die Organisation und forderte die italienischen Behörden dazu auf, den Migranten Unterkunft, humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung zu gewähren.
Obwohl die Zahl der Migrantinnen und Migranten insgesamt zurückgegangen sei, häuften sich die Berichte von Demütigungen, Gewalt und Schikanen gegenüber den Menschen auf dem Weg in den Norden. Weitgehend von den Behörden allein gelassen versuche die Zivilbevölkerung, den Fliehenden zu helfen. Es sei vor allem die Pflicht der Regierungen, Richtlinien für den Umgang mit Flüchlingen zu verabschieden, die für Hilfe und Schutz statt sorgten, sagte Marco Bertotto von "Ärzte ohne Grenzen" Italien.
Laut Daten des italienischen Innenministeriums hat die Zahl der Zurückweisungen an der zehn Kilometer langen Grenze zu Slowenien stark zugenommen. Wurden in den ersten elf Monaten 2019 lediglich 203 Menschen von den italienischen Behörden in das Balkanland zurückgeschickt, waren es ein Jahr später 1.240 Migrantinnen und Migranten. Anschließend seien sie von Slowenien nach Kroatien und dann nach Bosnien-Herzegowina gezwungen worden.