Augsburg (epd). Experten sind der Auffassung, dass gegen Corona geimpfte Menschen wohl doch das Virus noch an andere weitergeben könnten. Besonders beim in Großbritannien bereits zugelassenen Impfstoff von AstraZeneca deuteten sowohl Tierversuche als auch Studien mit Klinikpersonal daraufhin, dass kein sogenannter Fremdschutz gegeben sei, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, der Online-Ausgabe der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag).
Geimpfte Affen, die man absichtlich mit Corona infiziert hat, seien zwar nicht erkrankt, sagte Watzl, der an der TU Dortmund arbeitet, weiter. Dennoch sei das Virus noch mehrere Tage im Rachen der Tiere nachweisbar gewesen: "Das heißt, diese Tiere wären wahrscheinlich trotz Impfung ansteckend gewesen." Ähnliche Ergebnisse liefere eine klinische Studie, da AstraZeneca in England den Impfstoff mit sehr vielen Beschäftigten im Gesundheitswesen getestet habe.
Berufsgruppen im Gesundheitswesen werden auch ohne Symptome sehr regelmäßig auf Corona getestet, sagte Watzl zu den Ergebnissen aus Großbritannien. "Hier zeigte sich, dass auch in der geimpften Gruppe positive PCR-Tests vorlagen, ohne dass die Betroffenen an Corona erkrankten." Die Frage sei, ob ein Geimpfter das Coronavirus in der gleichen Weise weitergibt wie ein Nicht-Geimpfter - oder doch in geringerem Maße.
Besser sieht es in Sachen Fremdschutz bei den in Deutschland zugelassenen RNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna aus. Das Virus habe man bei geimpften und absichtlich infizierten Affen einen Tag später nicht mehr nachweisen können. Ob das auch für Menschen gelte, sei aber noch offen. "Bei der Frage, ob die Impfung einen Fremdschutz bietet, müssen wir klar sagen: Wir wissen es nicht", betonte Watzl.
Sobald eine Herdenimmunität gegen Corona erreicht sei, werde die Frage aber hinfällig, sagte der Immunologe weiter. Denn letztendlich sei es egal, ob Geimpfte das Virus übertragen, wenn auch ihr Gegenüber geimpft ist.