Bonn (epd). Der Vorsitzende der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, hat den Beitrag jüdischer Bürgerinnen und Bürger für Kunst, Kultur und Wirtschaft in Deutschland gewürdigt. In einer Online-Veranstaltung der Stifung zum Auftakt des Gedenkens an 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, beklagte der frühere Bundestagspräsident am Dienstag zunehmenden Antisemitismus. Dagegen sowie gegen Respektlosigkeit und Rassismus gebe es "keinen Impfstoff".
Im Jahr 321 hatte der römische Kaiser Konstantin der Verwaltung der Stadt Colonia, dem heutigen Köln, gestattet, Juden aufzunehmen. "Seine Erlaubnis ist das erste Dokument jüdischen Lebens nördlich der Alpen", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Er mahnte die deutsche Gesellschaft zur Toleranz gegenüber Bräuchen, die für jüdische Bürgerinnen und Bürger essenziell seien.
Schuster kritisierte, dass der Europäische Gerichtshof im Dezember entschieden hatte, dass Mitgliedsstaaten die jüdische und muslimische Art des Schlachtens von Tieren, das Schächten ohne Betäubung, verbieten dürfen. Gläubigen Juden sei es nicht zuzumuten, Tiere zu essen, die auf andere als die traditionelle Weise geschlachtet worden seien. Der Tierschutz müsse viel eher bei der Massentierhaltung beginnen, betonte Schuster. Wer für das Recht auf freie Religionsausübung eintrete, müsste auch das Schächten gestatten, sagte er und forderte Gesellschaft und Politik auf, gemeinsam das Recht auf Religionsfreiheit mit allen Konsequenzen durchzusetzen.
Der Verein "321-2021: 1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" hat für das Jubiläumsjahr rund 1.000 Veranstaltungen vorgesehen. Geplant sind bisher unter anderem Konzerte, Theater, Tanz, Lesungen, Vorträge und Diskussionen. Die Stadt Köln bildet als Heimat der ältesten jüdischen Gemeinde in Deutschland den Mittelpunkt der Veranstaltungen. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen.