Berlin (epd). Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sieht dringenden Nachholbedarf beim Corona-Schutz in Alten- und Pflegeheimen. Alte Menschen würden "definitiv nicht" gut genug geschützt, sagte Reinhardt der "Bild"-Zeitung (Samstag). Obwohl viele Länder und Kommunen die mobilen Impf-Teams vor ihrem Einsatz auf Corona testen lassen, kenne er aus persönlicher Erfahrung Fälle, wo Ärzte in Altenheimen vorher keinen Corona-Schnelltest machen mussten. Hier gebe es eine Differenz zwischen politischen Ankündigungen und dem, was lokal realisiert werde. "Die grundsätzliche Teststrategie im Bereich des Pflegepersonals wird nicht regelhaft genug durchgezogen", sagte der Verbandschef.
Die Linksfraktion im Bundestag kritisierte, dass in der zweiten Welle der Corona-Pandemie die Schutzmasken der Bundesregierung offenbar erst spät in den Pflegeheimen angekommen sind. Das geht aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage von Linken-Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch an das Bundesgesundheitsministerium hervor, die dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag) vorliegt. Demnach hat die Bundesregierung im Oktober lediglich 20.000 FFP2- oder KN95-Masken an alle Alten- und Pflegeheime bundesweit geliefert. Im November erhielten die Heime dann insgesamt mehr als 18,31 Millionen Schutzmasken und bis Mitte Dezember dann noch einmal mehr als 24,99 Millionen Stück.
"Vor dem Herbst hätte es ein bundesweites Schutzkonzept für Pflegeheime geben müssen", kritisierte Bartsch. Die aktuell hohen Todeszahlen seien auf viele Ausbrüche in Pflegeheimen zurückzuführen. "Es ist ein Skandal, dass wir diejenigen, die dieses Land aufgebaut haben, nicht besser vor dem Virus geschützt haben", sagte der Politiker.
epd tz