Frankfurt a.M. (epd). Die Kirchen haben an Weihnachten zu Zusammenhalt und Zuversicht in der Corona-Krise aufgerufen. "Angesichts einer Herausforderung, die keine Grenzen kennt, kann man keine Barrieren errichten", sagte Papst Franziskus in seiner Weihnachtsbotschaft und forderte verstärkte internationale Solidarität, um Impfstoffe und Therapien allen Menschen zugänglich zu machen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärten in einem ökumenischen "Wort zum Heiligabend", gerade in Krisenzeiten sei die christliche Weihnachtsbotschaft ein Symbol der Hoffnung.
Papst Franziskus sagte: "In diesem historischen Augenblick, der von der ökologischen Krise und von schwerwiegenden wirtschaftlichen und sozialen Missverhältnissen gekennzeichnet ist, die durch die Pandemie noch verschlimmert wurden, bedürfen wir mehr denn je der Geschwisterlichkeit." Wegen der Corona-Beschränkungen verkündete er seine Weihnachtsbotschaft und den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" am ersten Feiertag nicht wie üblich von der Loggia des Petersdoms aus sondern in der Benediktionsaula im Apostolischen Palast. Um Menschenansammlungen zu verhindern, hatten Sicherheitskräfte den Petersplatz weiträumig abgesperrt.
Aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen hatten auch die Kirchen in Deutschland das Angebot von Präsenzgottesdiensten zu Weihnachten in diesem Jahr stark eingeschränkt, die Teilnehmerzahlen wurden begrenzt. Dafür wurden mehr Gottesdienste im Internet und im Fernsehen übertragen.
Eine Besonderheit in der Corona-Krise war die ökumenische Ansprache der Bischöfe Bedford-Strohm und Bätzing, die die ARD an Heiligabend im Anschluss an die "Tagesschau" um 20.10 Uhr sendete. Der Limburger Bischof Bätzing rief dazu auf, an Weihnachten die Not und das Elend in der Welt nicht zu vergessen. Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm forderte zu einem neuen Miteinander auf: "Wir brauchen einander, und wir brauchen Nächstenliebe."
In seiner Weihnachtspredigt am Freitag in der Münchner Matthäuskirche sagte der EKD-Ratsvorsitzende, die biblische Botschaft an Weihnachten sei stärker als "alles, was uns jetzt runterziehen will, und auch stärker als jedes Virus". Aus einer Ausnahmesituation wie der Corona-Krise könne eine neue Offenheit der Menschen füreinander entstehen, in der sie die Verletzlichkeit miteinander teilen. Diese gemeinsamen Erfahrungen könnten die Menschen zusammenschweißen und zu Solidarität und umso stärkerem Lebenswillen führen.
Der Limburger Bischof Bätzing verwies am ersten Feiertag auf die universelle Bedeutung des Weihnachtsfests. "Weihnachten ist mithin das Fest der Menschenwürde. Darum betrifft es auch jeden Menschen", sagte er bei der Weihnachtsmesse im Limburger Dom. Bätzing erinnerte unter anderem an den Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, an die vielen Corona-Toten in Bergamo sowie an die Verbrechen gegen die Menschenwürde in Hanau, Nizza, Kabul und Trier. Es sei treffend, dass an Weihnachten ein neugeborenes Kind als Garant der Menschenwürde im Mittelpunkt stehe.
Papst Franziskus beklagte in seiner Weihnachtsbotschaft das Leid der Kinder in aller Welt, die insbesondere in Syrien, im Irak und im Jemen noch immer einen hohen Preis für den Krieg bezahlten. "Ihre Gesichter rütteln die Gewissen der Menschen auf, auf dass die Gründe der Konflikte angegangen werden und man sich mutig dafür einsetzt, eine Zukunft des Friedens aufzubauen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt.
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