Bremen (epd). Bremer Vorschulexpertin Ilse Wehrmann fordert, in der Corona-Krise die Kinder und ihre Bildung mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Kinder und Frauen würden in der Krise massiv benachteiligt, sagte sie dem Bremer "Weser-Kurier" (Donnerstag): "Es werden Auto- und Klimagipfel veranstaltet, aber haben Sie schon mal etwas von einem Kinder- oder Familiengipfel gehört? Ich nicht." Momentan fehle der politische Wille, dieses Problem gemeinsam zu lösen und Konzepte dafür zu entwickeln.
Zwar tue die Politik einiges für Mittelschicht-Familien, aber weniger gut gestellte Familien und Alleinerziehende blieben auf der Strecke. "Oft wird doch eher Politik für die gemacht, die sich selbst helfen können", sagte Wehrmann. Vom Baukindergeld etwa hätten Alleinerziehende nichts. Und beitragsfreie Kindergartenjahre nutzten Familien mit wenig Geld nichts, weil der Kindergarten für diese Familien ohnehin kostenlos gewesen seien. Nun fehle das Geld beim Personal und der Qualitätssicherung. "So enthalten wir Kindern Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten vor, gerade auch in den sozialen Brennpunkten."
Gute Wirtschaftspolitik denke Familie und Bildung immer mit, sagte die Frühpädagogik-Expertin. "Das kommt allerdings nicht allein, dafür müssen der Bund und die Länder ihre Hausaufgaben machen." Doch für die Regierung in Berlin seien die Alltagsprobleme von Familien offenbar weit weg. "Eigentlich muss man sagen, dass dieser Gesellschaft die Liebe zu den Kindern fehlt", sagte Wehrmann. "Man muss sie ganz anders in den Blick nehmen, ihnen die Pandemie erklären und sich für ihren Verzicht bedanken."