Frankfurt a.M. (epd). Kurz vor Beginn der Impfungen gegen Covid-19 haben sich mehrere Politiker besorgt darüber geäußert, ob der Impfstoff reicht. CSU-Chef Markus Söder forderte "mehr Tempo" bei der Beschaffung. Es müsse alles darauf ausgerichtet werden, mehr Impfstoff zu bekommen, der dann schneller verteilt werde, sagte Söder der "Bild am Sonntag" (BamS). Das müsse "absolute politische Priorität sein". Die Bundesregierung hat sich unterdessen noch einmal 30 Millionen Dosen des Impfstoffes der Firma Biontech auf nationaler Ebene gesichert.
"Ich mache mir Sorgen ob der Impfstoff reicht", sagte auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD). "Wir müssen es wenigstens in einer ersten Runde schaffen, alle Pflegeheime abzusichern. Und deshalb ist es wichtig, dass jetzt auch genug Impfstoff kommt", sagte sie in einem RTL/ntv-Interview.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, bei den Corona-Impfungen in Deutschland komplett auf die Hersteller Biontech und Moderna zu setzen und schnellstmöglich Impfdosen ausreichend für die gesamte deutsche Bevölkerung zu bestellen. "Ob die anderen Impfstoffe so gut sein werden wie diese beiden, ist unklar", sagte Lauterbach der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Daher sollte zur Not jeder in Deutschland mit diesen beiden Impfstoffen geimpft werden können."
Zu den neu georderten 30 Millionen Impfdosen kommen dem BamS-Bericht zufolge 55,8 Millionen Biontech-Dosen, die über den EU-Schlüssel an Deutschland verteilt werden. Vom Moderna-Impfstoff, der Anfang Januar zugelassen werden soll, erhält Deutschland 50,5 Millionen Dosen, ebenfalls über den Einkauf der EU. Sowohl der Moderna- als auch der Biontech-Impfstoff - zusammen 136,3 Millionen Dosen - werden demnach laut Bundesgesundheitsministerium komplett im Jahr 2021 an Deutschland ausgeliefert. Damit könnten 68,15 Millionen Bürger gegen Covid-19 geimpft und das Ziel einer Herdenimmunität erreicht werden. Zusätzlich wurden noch weitere Impfstoffe, deren Zulassung noch aussteht, geordert.
Der ehemalige Verfassungsrichter Hans-Jürgen Papier äußerte unterdessen rechtliche Bedenken gegen die Impf-Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die grundsätzliche Entscheidung, ob und nach welchen Kriterien einzelne Personengruppen bei der möglicherweise lebensrettenden Impfung bevorzugt würden, müsse "der parlamentarische Gesetzgeber selbst treffen", sagte der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag). Dies gelte jedenfalls dann, wenn Impfungen "für eine erhebliche Zeit nicht allen impfwilligen Personen zur Verfügung stehen".
Spahn hatte die Impfverordnung am Freitag vorgestellt. Sie sieht drei Gruppen vor, die vorrangig geimpft werden sollen. Höchste Priorität haben danach die über 80-Jährigen und Heimbewohner sowie deren Pflegekräfte und Personal aus medizinischen Einrichtungen mit sehr hohem Infektionsrisiko, wie etwa auf Intensivstationen oder in Rettungsdiensten.
Laut einer von der "Bild am Sonntag" in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Kantar wollen sich aktuell 62 Prozent der Menschen in Deutschland gegen Sars-Covid-19 impfen lassen, 32 Prozent wollen das nicht, sechs Prozent zeigten sich unentschieden. Das Meinungsforschungsinstitut Kantar hatte vor drei Tagen 507 Menschen befragt.
epd rks