Passau (epd). Die Zustände in griechischen Flüchtlingslagern haben sich nach Worten von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) weiter verschlechtert. Das neue Lager Kara Tepe sei leider nicht besser als das im September abgebrannte Flüchtlingslager Moria auf Lesbos, sagte Müller in einem Interview der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). Im Gegenteil: Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" habe jetzt eine Tetanus-Impfaktion starten müssen, weil Babys in nassen Zelten von Ratten gebissen würden. "Das sind entsetzliche Zustände - mitten in Europa", sagte Müller. Und die härtesten Winterwochen stünden den Flüchtlingen noch bevor.
Besonders schlimm sei es für Kinder, die in Flüchtlingslagern auf die Welt kämen. "Ich habe mit auf der Flucht vergewaltigten afrikanischen Frauen gesprochen, die auf dem nackten Boden saßen und auf die Geburt ihrer Kinder warteten. Ohne Hygiene oder ärztliche Versorgung", berichtete er von einem Besuch in Moria vor zwei Jahren. "So sollte kein Leben beginnen."
Ein Problem sei, dass die Anerkennungsverfahren vor Ort viel zu lange dauerten. Die größeren Kinder hätten so kaum Möglichkeiten zur Schule zu gehen. "Wenn sich das nicht ändert, wächst hier mitten in Europa eine verlorene Generation auf", sagte Müller. "Moria erinnert uns daran, dass wir die grundsätzlichen Fragen europäischer Asylpolitik endlich umsetzen müssen." Zugleich forderte der CSU-Politiker mehr Engagement in den Herkunftsländern der Flüchtlinge.
epd rks