Entscheidung: Kirchentag findet weitgehend digital statt

Tafel mit der Aufschrift "oekt.de" in der Geschäftsstelle des 3. Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt.
epd-bild/Salome Roessler
Entscheidung: Kirchentag findet weitgehend digital statt
Veranstalter planen nur noch einige Gottesdienste vor Ort
Keine externen Besucher, keine Massenveranstaltungen - statt dessen ein volldigitales Programm: Der Ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt wird nicht so stattfinden, wie er geplant war. Das haben die Veranstalter jetzt entschieden.
17.12.2020
epd
Franziska Hein

Grund für die jetzige Entscheidung ist der weitere Verlauf der Corona-Pandemie, der eine zuverlässige Planung auch für kommendes Jahr unmöglich mache. Die Entscheidung ist auch eine Absage an das bekannte Format des Kirchentags als Glaubensfest mit mehr als hunderttausend Besuchern.

Stattdessen wird es laut Veranstaltern ein stark konzentriertes und volldigitales Programm am Samstag, den 15. Mai 2021 geben, bei dem der Fokus auf den aktuellen und großen Herausforderungen und Aufgaben im kirchlichen und gesellschaftlichen Bereich liegen werde. Wie genau das Programm aussehen wird, wird Anfang kommenden Jahres bekanntgegeben.

Gottesdienste werden übertragen

Doch auch vor Ort sind noch Angebote geplant: ein zentraler Eröffnungsgottesdienst an Christi Himmelfahrt, konfessionelle Gottesdienste am Samstagabend und einen Schlussgottesdienst. Alle Gottesdienste sollen bundesweit übertragen und in den Heimatgemeinden mitgefeiert werden können.

Nach Gesprächen mit den zuständigen Behörden zur Einschätzung der Lage und zu einem möglichen Hygienekonzept sei deutlich geworden: Der 3. Ökumenische Kirchentag werde anders - konzentrierter, dezentraler, digitaler. Damit werde dem Gesundheitsschutz in Frankfurt Rechnung getragen, erklärten die Präsidenten des 3. Ökumenischen Kirchentags.

Begegnung - in neuen Formaten

"Wir wissen um die Hoffnung der Menschen auf Begegnung und gelebte Gemeinschaft. Deshalb werden wir alles daransetzen, um diese mit neuen Formaten zu erfüllen", sagte Bettina Limperg, die evangelische Präsidentin des ÖKT. Für die Beantwortung der drängenden Fragen, die die weltweite Pandemie aufwerfe, würden christliche Impulse noch relevanter.

"Da die Menschen nicht nach Frankfurt kommen können, kommt der 3. ÖKT zu Ihnen nach Hause. Wir laden alle dazu ein, den Kirchentag in der Kirchengemeinde, im Verband oder im Freundeskreis mitzuerleben", sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Präsident des ÖKT. "Schaut hin" sei mehr als das Mitverfolgen am Bildschirm, sagte er in Bezug auf das Leitwort des Kirchentages.

Regionale Kirchen beteiligen sich

Die gastgebenden Kirchen in der Region begrüßten die Entscheidung. "Der 3. Ökumenische Kirchentag muss neue Wege gehen", sagte der katholische Bischof von Limburg, Georg Bätzing. Vieles Liebgewonnene aus der Tradition der Kirchen- und Katholikentage könne unter Pandemiebedingungen nicht stattfinden. "Das schmerzt." Eine Absage sei aber keine Alternative, betonte Bätzing. "Wir brauchen den Ökumenischen Kirchentag als Plattform des gesellschaftlichen Dialogs und als digitalen Ort der Begegnung. Themen, die schon vor Corona obenauf lagen oder durch die Pandemie neu aufgekommen sind, brauchen einen Ort, an dem sie diskutiert werden können."

Auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, begrüßte das neue Konzept: "Jetzt kann ganz entspannt und ohne Druck etwas völlig Neues entstehen." Die gastgebenden Kirchen würden sich inhaltlich in das neue Programm einbringen. Sie ermunterten ihre Gemeinden, sich das digitale Programm zu sich zu holen und vor Ort dezentrale, aber dennoch gemeinsame Erlebnisse zu schaffen. "Wie sich das anfühlt, gemeinsam, ökumenisch und digital einen Kirchentag zu erleben, werden wir herausfinden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies ein guter Schritt auf dem gemeinsamen ökumenischen Weg sein wird", sagte Jung.

Der 3. Ökumenische Kirchentag war für den 12. bis 16. Mai in Frankfurt geplant. Vorbereitet wurde er gemeinsam vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Noch im September hatten die Organisatoren als Reaktion auf die Corona-Pandemie geplant, die Teilnehmerzahl auf 30.000 zu begrenzen und nach einem strengen Hygienekonzept zu verfahren. Am ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 hatten mehr als 200.000 Menschen teilgenommen, beim zweiten in München 2010 waren es mehr als 130.000.

Im Jahr 2022 soll Ende Mai ein Katholikentag in Stuttgart stattfinden. Für 2023 lädt der Deutsche Evangelische Kirchentag für Anfang Juni nach Nürnberg ein. Diese Treffen sollen nun noch ökumenischer gestaltet werden, so Sternberg.