Berlin, Frankfurt a.M. (epd). Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, hat zusätzliche Hilfe für Alten- und Pflegeheime angemahnt, um durch die Corona-Pandemie zu kommen. Benötigt würden vor allem Kräfte, die in den Einrichtungen fachgerechte Schnelltests durchführen könnten, sagte Lilie am Dienstag dem Sender NDR Info. Ähnlich äußerten sich mehrere Fach- und Sozialverbände. Kritik gibt es an den Plänen von Bund und Ländern, Besuche in Heimen nur zuzulassen, wenn die Gäste einen Schnelltest ohne Befund vorweisen können.
"Im Moment ist die Personalsituation die Achillesferse der gesamten Versorgung", sagte Lilie. Tests seien inzwischen ausreichend da. Viele Beschäftigte fielen jedoch derzeit aus, weil sie selbst an Covid-19 erkrankt seien, so der Diakoniechef.
Grundsätzlich gibt es nach Einschätzung des Diakonie-Präsidenten an vielen Standorten gute Schutzkonzepte, die auch Besuche von Angehörigen zu Weihnachten ermöglichten: "Wir brauchen klare verlässliche Rahmenbedingungen und dann sollten wir alles dafür tun, dass die Häuser offen bleiben. Die Leute haben ein Recht auf Teilhabe und ein Recht auf Besuch."
Genau die würden aber durch die Pflicht zu vorherigen Tests quasi unmöglich gemacht, rügte der Pflegeschutzbund BIVA. Ausreichende Schnelltests dürften in vielen Fällen faktisch unmöglich sein, wie die Umsetzungsschwierigkeiten in den letzten Wochen zeigten, sagte der Vorsitzende Manfred Stegger: "Coronatests sollen Besuche ermöglichen und dürfen kein Besuchsverbot durch die Hintertür darstellen." Die Einrichtungen müssten ab sofort verpflichtet werden, solche Tests kostenfrei anzubieten.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) forderte, die verpflichtenden Tests in beziehungsweise vor den Einrichtungen vorzunehmen. In einem Brief an die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder schreibt der Vorsitzende Franz Müntefering: "Es kann den häufig selbst hochaltrigen Angehörigen nicht zugemutet werden, sich selbst immer wieder um einen solchen Test zu kümmern und dazu kreuz und quer durch ihre Stadt oder ihren Landkreis fahren zu müssen." Wenn es hier nicht zu einer guten Lösung kommt, dann sei den am schwersten Betroffenen nicht geholfen.
Der Deutsche evangelische Verband für Altenpflege (DEVAP) rügte die Beschlüsse zum Lockdown ebenfalls. Die Folgen seien für die Mitarbeitenden in den Heimen "enttäuschend und wenig motivierend, weil sie auf dem Rücken der Pflegekräfte ausgetragen werden", sagte Verbandsvorsitzender Wilfried Wesemann. "Man kann nicht mehr Schnelltests fordern, ohne zu sagen, woher das Personal für die Durchführung kommen soll." Es sei erforderlich, dass die Politik die katastrophale Lage erkennt und den Notstand erklärt: "Das in den Einrichtung fehlende Personal muss durch Bundeswehr, Fachkräfte des MDK und durch Hilfsorganisationen aufgestockt werden."