Berlin (epd). Fachpolitiker der Unionsfraktion fordern in der Corona-Pandemie eine nationale Strategie gegen Einsamkeit. "Die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben deutlich verschärft, was vorher schon da war: Einsamkeit", sagte der familienpolitische Sprecher der Fraktion, Marcus Weinberg (CDU), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Thema sei in Teilen der Bevölkerung noch immer ein "Tabuthema". Ein Papier der zuständigen Fraktionsarbeitsgruppe, das dem epd vorliegt, fordert unter anderem mehr Forschung, einen nationalen Aktionsplan und einen Einsamkeitsbeauftragten bei der Bundesregierung als Ansprechpartner.
Die gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen von Einsamkeit würden in den nächsten Jahren an Bedeutung zunehmen, heißt es in dem Papier. Einsamkeit mache krank, heißt es darin weiter. Folgen seien unter anderem Stress, Angsterkrankungen, Depression, aber auch eine höhere Anfälligkeit für Infektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Am häufigsten von Einsamkeit betroffen seien Hochaltrige, heißt es im Papier mit Verweis auf Umfragen. Aber auch 18- bis 39-Jährige fühlten sich häufig einsam.
Ein nationaler Aktionsplan soll nach dem Vorschlag der Fachpolitiker staatliche Akteure, soziale Träger und Unternehmen zu mehr Engagement gegen Einsamkeit bringen. Zudem schlägt das Papier eine bundesweite Kampagne vor. "Das Tabu, über Einsamkeit zu sprechen, muss gebrochen werden", heißt es darin.
"Wir müssen die Faktoren, Gründe und Wirkungen der Einsamkeit noch vertiefter erforschen und uns genau anschauen, welche Maßnahmen erfolgreich zur Prävention dienen und welche Einsamkeit gezielt bekämpfen", sagte Weinberg. Ursachen für Einsamkeit seien nicht nur privat. Auch Alterung der Gesellschaft, Digitalisierung, zunehmende Mobilität und Urbanisierung könnten dazu führen, dass Menschen mehr allein seien. Die Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend der Unionsfraktion wollte das Papier am Dienstag beschließen.
Weinberg appellierte vor Weihnachten auch, insbesondere die sonst zu Hause Isolierten an den Festtagstisch zu holen. Aufgrund des Infektionsgeschehens sei es notwendig, nur im sehr kleinen Rahmen zu feiern, betonte er. Es bestehe nach den am Sonntag beschlossenen Regeln aber nun die Gefahr, dass genau die Menschen aus dem Einladungskreis herausfallen, die keine nahen Verwandten oder keinen Kontakt zur Familie hätten. Das wäre für die Betroffenen eine gravierende Wahrnehmung, sagte Weinberg.