Eschweiler, Aachen (epd). Die deutschen Intensivmediziner fordern eine sofortige Reaktion auf die stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen und Todesfälle. Jeder weitere Tag ohne durchgreifende und nachhaltige Lockdown-Maßnahmen koste Menschenleben, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Uwe Janssens, am Freitag.
"Ein Zögern und Warten auf Weihnachten ist schier unverantwortlich", erklärte der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. Selbst ein sofortiger Lockdown werde die Zahlen erst in zwei bis drei Wochen deutlich sinken lassen.
Das Robert Koch-Institut hatte am Freitagmorgen 29.875 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden und damit einen Höchstwert vermeldet. Auch die Zahl der Toten innerhalb eines Tages stieg auf einen neuen Höchstwert: 598 Menschen starben an oder mit dem Coronavirus.
"Wenn wir die kommenden zwei Wochen jeden Tag im Schnitt 30.000 Neuinfektion haben, verzeichnen wir an Weihnachten etwa 420.000 Corona-Infizierte", warnte Janssens. "Die sich daraus ableitenden Zahlen an Krankenhauspatienten und schwerst erkrankten Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, werden dann nicht mehr adäquat zu behandeln sein."
Janssens wies auf die Belastungen für das Personal auf den Intensivstationen der Krankenhäuser hin. "Wir befürchten einen körperlichen und psychischen Kollaps der Mitarbeiter, die nun schon seit Wochen diesen Anforderungen ausgesetzt sind." Wichtig sei nun ein konzertiertes und gemeinsames Handeln aller Bundesländer. Auch der Norden Deutschlands, der derzeit noch wenig betroffen sei, müsse mitziehen.