Hamburg/Berlin (epd). Die Kirchen gehören nach Ansicht des Präsidenten der Berliner Akademie der Wissenschaften, Christoph Markschies, zu den Institutionen "mit den klarsten Infektionsschutzregeln" in der Corona-Pandemie. Sie hätten sich "am engsten mit der Regierung abgestimmt", sagte der evangelische Theologe und Historiker der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" zum Thema Weihnachten.
Markschies gehört neben dem Virologen Christian Drosten und dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, zu den Unterzeichnern des neuen Corona-Appells der Nationalen Akademie Leopoldina an die Bundesregierung. Der Titel des am Dienstag veröffentlichten Papiers lautet: "Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen!". Ein Verbot von Gottesdiensten wird darin nicht empfohlen.
"Man darf den sehr schmerzlichen Lockdown zu Weihnachten nicht schönreden", fügte Markschies hinzu, aber dramatisieren solle man ihn auch nicht: "Viele haben doch immer über weihnachtliche Hektik geklagt. Die laden wir jetzt ein, den Zwang zur Ruhe auch als Entlastung zu erleben und zur Besinnung zu kommen."
Lobend äußert sich der Akademie-Präsident über die vielen Ideen der Gemeinden für neue Gottesdienstformen an Heiligabend. Das wegen Corona umstrittene Singen hält Markschies generell für möglich: "Draußen singen geht, wenn die Abstandsregeln dafür strikt befolgt werden." Markschies ist seit 2004 Professor für Antikes Christentum an der HU Berlin. Zuvor hatte er Professuren für Kirchen- und Theologiegeschichte in Jena und Heidelberg.