Berlin (epd). Der Konsum von Rind- und Schweinefleisch in Deutschland verursacht einer Studie zufolge pro Jahr externe Kosten von 5,91 Milliarden Euro. Vor allem Umwelt- und Klimaschäden würden so auf die Allgemeinheit abgewälzt, kritisierte Greenpeace Deutschland als Auftraggeber der Studie am Montag in Berlin. Würden sich die wahren Kosten der Fleischerzeugung in den Preisen niederschlagen, müsste der Erzeugerpreis für Schweinefleisch um 100 Prozent höher liegen, bei Rindfleisch wären es 52 Prozent. Besonders hoch seien dabei die wahren Kosten, wenn Rindfleisch aus Südamerika in Deutschland konsumiert werde. Hier entsprächen die externen Kosten 372 Prozent des Erzeugerpreises.
"Intensive Tierhaltung für billiges Fleisch verseucht Trinkwasser, befeuert die Klimakrise und treibt die Waldzerstörung voran, ohne dass die dadurch entstehenden Kosten auf dem Preisschild auftauchen", erklärte der Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. Weil Supermärkte ihre Kundschaft mit Billigfleisch ködern wollen, müssten andere einen hohen Preis zahlen. Die Bundesregierung müsse dieses "eklatante Marktversagen korrigieren".
Ziel der Studie war es laut Greenpeace, die verborgenen Kosten unterschiedlicher Haltungssysteme zu kalkulieren. Emission und Flächenverbrauch beim Futtermittelanbau, die Belastung von Böden und Wasser durch Gülle oder Pestizide verursachten Kosten, die der Erzeugerpreis ebenso wenig abbilde, wie die Belastung des Gesundheitssystems durch überhöhten Konsum.
Bei Fleisch aus ökologischer Tierhaltung fällt der Untersuchung zufolge die Belastung für Umwelt und Klima zwar geringer aus. Um die externen Kosten abzudecken, müsste der Erzeugerpreis für Bio-Schweinefleisch dennoch um 23 Prozent höher liegen, bei Rindfleisch seien es 50 Prozent, heißt es. Eine komplette Umstellung auf eine ökologische Produktion bei gleich hohem Fleischkonsum in Deutschland würde die externen Kosten auf 3,81 Milliarden Euro absenken.
Um die externen Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden zu vermeiden, empfehlen die Autoren der Studie vom Hamburger Beratungsunternehmens Soil & More das Ordnungsrecht konsequent anzuwenden, etwa zum Immissions- oder Gewässerschutz. Mit Steuern oder Abgaben auf Fleisch könnten irreführende Preissignale für Verbraucherinnen und Verbraucher korrigiert und das Verursacherprinzip durchgesetzt werden. Möglich wäre das mit differenzierten Mehrwertsteuersätzen oder einer CO2-Abgabe. Davon würden Erzeuger profitieren, die besser und mit geringeren externen Kosten wirtschaften.