Frankfurt a.M. (epd). Der Bundesverband der Diakonie begrüßt den Beschluss von Bund und Ländern, dass Risikogruppen im Dezember FFP2-Schutzmasken gegen ein kleines Entgelt erhalten sollen. "Wichtig ist, dass die Masken nicht nur an Menschen in den Pflege-Einrichtungen ausgegeben werden, sondern sich die betroffenen Menschen, also Über-60-Jährige, Diabetiker, Übergewichtige die Masken in den Apotheken abholen können", sagte der Gesundheitsexperte des Verbandes, Peter Bartmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Beschluss zu den Masken betrifft 27 Millionen Menschen in Deutschland, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag im Bundestag sagte. Niemand solle so tun, als könne man eine solche Zahl an Menschen schützen, indem man sie aus dem öffentlichen Bereich fernhalte: "Das wird nicht gehen und ich halte das auch nicht für ethisch vertretbar", sagte Merkel.
Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten hatten am Mittwochabend entschieden, dass pro Pflegeheimbewohner ab 1. Dezember 30 Schnelltests pro Monat kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Dadurch sollen "Bewohner in Einrichtungen zu Weihnachten unter möglichst sicheren Bedingungen Familienbesuch erhalten können", heißt es in dem Bund-Länder-Beschluss. Außerdem will der Bund erreichen, dass Risikogruppen im Dezember preisgünstig 15 FFP2-Masken angeboten werden, also rechnerisch eine pro Winterwoche.
Die Diakonie Deutschland zeigte sich mit der neuen Regelung für Schnelltests in Pflegeeinrichtungen zufrieden. Der Verband kritisierte allerdings, dass der mit den Tests verbundene Personalaufwand nur im Krankenhaus und in der Pflege refinanziert werde, nicht aber in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. "Dort haben sich auch viele Menschen angesteckt", sagte Bartmann. "Die Pflegeeinrichtungen bekommen neun Euro pro Testung, das brauchen vergleichbare Behinderteneinrichtungen auch", forderte er.
Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) mahnte ebenfalls Corona-Schnelltests für alle Angebote der Behindertenhilfe an. "Die Einrichtungen müssen für die freiwilligen Testungen erst Anträge bei den örtlichen Gesundheitsämtern und Landschaftsverbänden stellen und wissen nicht, ob sie die Kosten erstattet bekommen", kritisierte Diakonie-Vorstand Christian Heine-Göttelmann in Düsseldorf.
Einrichtungen müssten in Vorkasse gehen. Der bürokratische Aufwand sei zudem hoch. Dies habe zur Folge, dass dringend notwendige Testungen oft nicht stattfinden könnten, sagte Heine-Göttelmann. "Wir können die Menschen mit Beeinträchtigung, die in unseren besonderen Wohnformen und Wohngruppen leben, nicht monatelang isolieren, um sie gesundheitlich zu schützen", erklärte der Chef des größten diakonischen Landesverbandes in Deutschland. Das widerspreche der Menschenwürde und dem Gedanken der Teilhabe.
Der Bundesverband privater Pflegeeinrichtungen erklärte sich mit den zusätzlichen Schutzmaßnahmen für vulnerable Gruppen einverstanden. Denn bei einer guten Ausstattung mit Schutzkleidung und Schnelltests könnten die Pflegeträger versuchen, möglichst viel Normalität in den Heimen zu unterstützen. Allen Beteiligten müsse aber klar sein, dass die eingeübten Hygieneregeln selbst bei einem negativen Testergebnis sowohl außerhalb als auch innerhalb der Heime befolgt werden müssen, appellierte der Verband an die Angehörigen.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte die Beschlüsse von Bund und Ländern als unzureichend. "Mit 30 Schnelltests pro Monat kann es nicht gelingen, das Virus dort frühzeitig zu erkennen und aufzuhalten, wo es am härtesten zuschlägt", sagte Brysch dem epd. Dabei gebe es an Testmaterial keinen Mangel. "So wird die Wirkung des Teil-Lockdowns erheblich geschmälert. Das hat Folgen für Leib und Leben der Hochrisikogruppe und gefährdet die Kapazitäten der Intensivstationen", bemängelte er.
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