Staatsanwaltschaft prüft Anne-Frank-Vergleich bei "Querdenker"-Demo

Staatsanwaltschaft prüft Anne-Frank-Vergleich bei "Querdenker"-Demo

Karlsruhe (epd). Nach dem Anne-Frank-Vergleich einer Elfjährigen bei einer "Querdenker"-Demonstration in Karlsruhe hat die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen aufgenommen. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Karlsruhe dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag.

Am Samstag hatte die Elfjährige bei einer Kundgebung der Initiative "Querdenken 721" ihre Situation während der Corona-Pandemie mit der des jüdischen Mädchens Anne Frank im Zweiten Weltkrieg verglichen. Auf der Bühne schilderte sie, dass sie ihre Geburtstagsfeier während Corona mit ihren Freunden heimlich habe feiern müssen, weil sie sonst vielleicht von Nachbarn verpetzt worden wären. "Ich fühlte mich wie bei Anne Frank, wo sie mucksmäuschenstill sein mussten, um nicht erwischt zu werden", sagte das Mädchen, von dessen Auftritt auch ein Video im Internet zu finden war.

Auf Twitter hatte die Polizei Karlsruhe den Vergleich als "völlig unangebracht und geschmacklos" bezeichnet. Dass jemand eine harmlose Geburtstagsfeier mit einem jüdischen Mädchen vergleiche, dass um ihr Leben fürchten musste, sei "völlig daneben und eine moralisch verwerfliche Aussage", sagte ein Sprecher dem epd. Mittlerweile seien die Authentizität des Videos sowie die Identität der Elfjährigen festgestellt und der Wortlaut ihrer Rede erfasst worden.

Ob der Vergleich mit Anne Frank strafrechtlich relevant sei, müssten Staatsanwaltschaft und Staatsschutz prüfen. Ferner werde auch eine mögliche Kindeswohlgefährdung geprüft, so der Polizeisprecher. Möglicherweise sei das Kind, dass noch nicht strafmündig ist, von Erziehungsberechtigten oder anderen Personen instrumentalisiert worden. An der Demonstration der Initiative "Querdenken 721" hatten am Samstag nach Schätzungen der Polizei etwa 1.000 Personen teilgenommen.

Anne Frank schrieb ihr Tagebuch zwischen 1942 und 1944 in einem Versteck in Amsterdam. In dieser Zeit lebte sie mit ihrer Familie und vier weiteren Personen in einer im Hinterhaus verborgenen Wohnung auf engstem Raum. Im August 1944 wurden sie entdeckt und deportiert. Das Mädchen starb 1945 im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.