Merkel: "Winter wird uns allen noch viel abverlangen"

Merkel: "Winter wird uns allen noch viel abverlangen"
Am Montag berät die Kanzlerin erneut mit den Länder-Regierungschefs über die Corona-Krise. Die Zwischenbilanz der jüngsten Maßnahmen wird wohl durchwachsen ausfallen. Eine Wende zum Besseren sei noch nicht erreicht, sagt Minister Altmaier.

Frankfurt a.M. (epd). Die Bundesregierung dämpft Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. "Der vor uns liegende Winter wird uns allen noch viel abverlangen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast. "Das Virus wird noch eine ganze Weile unser Leben bestimmen." Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geht davon aus, dass die Deutschen "zumindest in den nächsten vier bis fünf Monaten" weiter mit erheblichen Einschränkungen werden leben müssen.

Die Regierungschefs von Bund und Ländern wollen am Montag eine Zwischenbilanz der Beschränkungen ziehen, die sie vor knapp zwei Wochen im Kampf gegen die Pandemie beschlossen hatten. Altmaier warnte eindringlich vor zu frühen Lockerungen. "Zur Zwischenbilanz gehört auch, dass die Infektionszahlen nach wie vor viel zu hoch sind. Sehr viel höher sogar als vor zwei Wochen", sagte er der "Bild am Sonntag". "Trotz aller Anstrengungen ist eine Wende zum Besseren noch nicht erreicht."

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstrich: "Es gibt absolut keinen Spielraum für Lockerungen." Wer zu früh lockere, riskiere Weihnachten, sagte er der "Bild am Sonntag". Der Städte- und Gemeindebund hält weniger strenge Regeln deszeit ebenfalls für falsch. "Nach wie vor sind die Infektionszahlen deutlich zu hoch und die Kontaktverfolgung gelingt nicht flächendeckend", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). "Deswegen besteht zurzeit kein Anlass, Lockerungen vorzusehen."

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten zuletzt 16.947 neue Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden, wie das Robert Koch-Institut am Sonntag mitteilte. Das waren rund 900 mehr als vor einer Woche. Die Gesamtzahl der Infektionen stieg damit auf 790.503. In der Regel werden an Samstagen und Sonntagen weniger Covid-19-Fälle an das RKI übermittelt als an den anderen Tagen.

Der stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsident Joachim Stamp sprach sich indes für einen Kurswechsel in der Corona-Bekämpfung ab Dezember aus. Nötig sei "eine wirklich dauerhafte Strategie", etwa mit einem Ampelsystem, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen "Westfälische Nachrichten" in Münster und "Westfalen-Blatt" in Bielefeld (Samstag). "Einen Teil-Lockdown jetzt, den man wieder aufhebt, um später einen erneuten Lockdown zu beschließen - dieses Prinzip macht auf Dauer eine Gesellschaft kaputt."

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnte derweil vor einer Fortsetzung des bisherigen Schulbetriebs. "Wir kommen in eine Situation hinein, wo der Schulbetrieb für Kinder, Lehrer, Eltern und Großeltern zu einem hohen Risiko wird", sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Er riet dringend dazu, die Schulklassen aufzuteilen. Eine Möglichkeit sei, Präsenzunterricht und Homeschooling im wöchentlichen Wechsel anzubieten.

epd fu