Genf (epd). Nach dem Sieg Joe Bidens bei der US-Präsidentenwahl erwartet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Rückkehr zur Zusammenarbeit mit den USA. Es sei an der Zeit, eine neue Ära der Kooperation zwischen WHO und Washington einzuleiten, sagte Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf zu Beginn der wiederaufgenommenen Weltgesundheitsversammlung. Die WHO wolle sehr eng mit Biden und der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris zusammenarbeiten, betonte er.
Die amtierende US-Regierung unter Präsident Donald Trump hatte scharfe Kritik an der Reaktion der WHO auf die Pandemie geübt und der Organisation vorgeworfen, sich zum Handlanger des Covid-19-Ursprungslandes China gemacht zu haben. Im Juli leitete Trump offiziell den Austritt der USA aus der WHO ein.
Diplomaten gehen davon aus, dass der Demokrat Biden den Austrittprozess stoppen wird. Biden soll im Januar sein Amt als US-Präsident antreten. Die USA sind traditionell größter Geldgeber unter den 194 WHO-Mitgliedsländern.
Im Mittelpunkt der Weltgesundheitsversammlung steht der Umgang mit der Corona-Pandemie. Tedros erklärte, dass 186 Länder in der Impfstoffinitiative Covax der Weltgesundheitsorganisation mitwirkten. Covax koordiniert die Entwicklung möglicher Impfstoffe gegen Covid-19 und zielt auf die Bereitstellung von Milliarden Dosen ab. Die Entwicklung von Heilmitteln gegen Covid-19 wird ebenfalls bei der Versammlung erörtert.
Neben der Corona-Pandemie beraten die Delegierten der Mitgliedsländer auch über andere Krankheiten wie Krebs sowie über Finanzen und Reformen der WHO. Das höchste Entscheidungsgremium der Organisation wird bis Freitag vornehmlich in virtueller Form tagen.
Zu Beginn seiner Rede hatte Tedros eine Schweigeminute für die Menschen eingelegt, die im Zusammenhang mit der Krankheit Covid-19 gestorben sind. Die Weltgesundheitsversammlung hatte bereits Mitte Mai ihren Auftakt. Die damaligen Beratungen standen ganz im Zeichen der Vorwürfe der Trump-Regierung gegen die WHO.