Die evangelische Kirche sei längst nicht am Ende mit dem Nachdenken darüber, "inwieweit eine sehr lange tradierte Lesart des Neuen Testamentes den ein oder anderen zu einem christlichen Antijudaismus verführt hat", sagte die frühere Bundesministerin am Montag bei der digitalen Synodentagung.
In einer Zeit, in der "Antisemitismus sich so lautstark Luft macht", sei es eine Notwendigkeit und Pflicht für die Kirche, sich damit auseinanderzusetzen, sagte Schwaetzer. "Wie wichtig es ist, dass wir unserer besonderen Verantwortung gegenüber den Juden gerecht werden, die aus dem Bewusstsein unserer historischen Verstrickung erwächst, zeigt die erschreckende Zunahme des Antisemitismus in Deutschland wie in Europa, von alltäglichen Schmähungen bis hin zum Anschlag im Oktober vergangenen Jahres in Halle", sagte sie.
Die Synode beriet am Montagmorgen den Bericht des Präsidiums des Kirchenparlaments, in dem Schwaetzer einen Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit christlich geprägten Antisemitismus setzte. Schwaetzer erinnerte darin an die Synode im Jahr 2016, bei der sich die evangelische Kirche gegen eine Missionierung von Juden ausgesprochen hatte. Das gilt als wichtige Wegmarke im Verhältnis zwischen evangelischer Kirche und jüdischer Gemeinschaft in Deutschland. Zudem hat der Rat der EKD vor gut einem Jahr einen eigenen Antisemitismusbeauftragten berufen. Das Amt bekleidet der Berliner Theologe Christian Staffa.