Frankfurt a.M. (epd). Pflegeheime sollen künftig Schnelltests nutzen, um Bewohner, Personal und Besucher ständig auf mögliche Corona-Infektionen zu prüfen. Das sei zwar der richtige Ansatz zur Prävention, "doch aktuell steht nicht mal das minimale Kontingent von monatlich 20 Antigen-Tests pro Heimbewohner zur Verfügung", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Hier trifft Realität auf ministerielle Praxisferne."
Brysch betonte, der Einsatz von Schnelltests sei auf jeden Fall sinnvoll. Nur so könnten Personal und Besucher täglich auf ihre Ansteckungsgefahr überprüft werden. Doch reiche die Zahl der Testkits längst nicht aus. "Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) muss jetzt dafür sorgen, dass die Tests die 12.000 Pflegeheime erreichen. Denn sie sollen ja in erster Linie die Isolation beenden."
Der Experte kritisierte, dass die vom Ministerium angepeilten 20 Test je Bewohner deutlich zu wenig seien. "Bei 100 Heimbewohnern und 40 Pflegekräften braucht man mindestens 4.200 Tests im Monat. Zusätzlich brauche es noch mal mindestens 3.000 Tests, um Besuche von Angehörigen zu ermöglichen. Unter 72 Schnelltests im Monat je Bewohner sei das nicht zu schaffen: "Therapeuten und Seelsorger sind noch gar nicht mit eingerechnet."
Nach seinen Angaben werden sieben Euro für den Test von den Krankenkassen finanziert. "Was jedoch nicht bezahlt wird, ist der zusätzliche personelle Aufwand in den Heimen. Denn unter 15 Minuten ist kein Test durchführbar."
Die Schutzmassnahmen in den Heimen dürften auch mit dem Einsatz der Schnelltests nicht vernachlässigt werden. "Schnelltests sind kein Allheilmittel. Auch wenn sie die Ansteckungsgefahr zuverlässig anzeigen", betonte der Vorstand. Es brauche auch weiterhin PCR-Tests zum Virennachweis, um positive Ergebnisse zu bestätigen. Unerlässlich blieben auch weiterhin ein sicherer Infektionsgrundschutz und eine lückenlose Kontaktdokumentation.