Berlin (epd). Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat eindringlich an die Bevölkerung appelliert, die Corona-Schutzregeln besonders im privaten Umfeld einzuhalten. Die Situation sei "insgesamt sehr ernst", sagte Wieler am Donnerstag in Berlin. Man müsse damit rechnen, dass sich das Virus regional weiter stark und auch unkontrolliert ausbreiten werde, warnte er. "Derzeit haben wir aber noch die Chance, die Ausbreitung zu verlangsamen", sagte Wieler.
Wieler zufolge finden die meisten Ansteckungen derzeit im privaten Umfeld statt. Ausbrüche in Verkehrsmitteln, in Schulen oder bei Übernachtungen in Hotels spielten hingegen keine große Rolle für das Infektionsgeschehen, sagte Wieler. Die Beschränkungen für private Feiern und Zusammenkünfte gingen daher in die richtige Richtung. Alten- und Pflegeheime seien heute besser geschützt als bei der ersten Welle im Frühling. Es sei aber damit zu rechnen, dass bei einer weiteren Verbreitung des Virus auch dort die Infektionszahlen wieder stiegen und in der Folge auch die Todesfälle.
Die Zahl der Neuinfektionen ist erstmals binnen eines Tages über 10.000 gestiegen. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI am Donnerstagmorgen für den Vortag 11.287 neue Infektionen. Zuvor hatte der Tagesanstieg bei 7.595 gelegen, der bisherige Höchstwert hatte am vergangenen Freitag 7.830 betragen. Seit Beginn der Pandemie wurden 392.049 Infektionen nachgewiesen. Aktuell ergeben sich rechnerisch etwa 76.000 Menschen mit einer akuten Infektion. 9.905 Menschen sind mit oder an dem Corona-Virus gestorben.