Frankfurt a.M., London (epd). Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im westlichen Myanmar nimmt laut Menschenrechtlern weiter zu. Im Bundesstaat Rakhine würden die Kämpfe zwischen dem Militär und der buddhistischen Rebellenorganisation "Arkan Army" immer heftiger, dabei würden wahllos auch die Bewohner angegriffen, erklärte Amnesty International am Montag in London. Menschen würden verletzt und getötet, auch Kinder seien nicht besser geschützt. Ganze Dörfer würden bombardiert oder niedergebrannt. "Die vollkommene Missachtung des Leidens der Zivilbevölkerung durch das myanmarische Militär nimmt täglich schockierendere und unverschämtere Ausmaße an", sagte die Kampagnen-Expertin der Organisation, Ming Yu Hah.
Sowohl Buddhisten als auch Angehörige der Minderheiten der Muslime und Christen seien Leidtragende des Konflikts. Und auch die Bewohner im angrenzenden Chin-Staat litten unter der Eskalation. Zudem sind die Menschenrechtler besorgt über Berichte einer verstärkte Präsenz militärischer Einheiten aus Myanmar an der Grenze zu Bangladesch. Jenseits der Grenzen haben Hunderttausende Angehörige der muslimischen Rohingya-Minderheit Zuflucht vor der Verfolgung durch die Armee gefunden.
Für den Bericht stützt sich Amnesty nach eigenen Angaben auf Zeugenaussagen, Fotos sowie Satellitenaufnahmen. Darauf seien auch Antipersonen-Minen identifiziert worden. Expertin Hah sagte, der UN-Sicherheitsrat müsse dringend dafür sorgen, dass sich der internationale Strafgerichtshof mit der Situation befasse.
Der neue Konflikt zwischen Myanmars Armee und der buddhistischen "Arakan Army" entbrannte um die Jahreswende 2018/2019. Eine lokale Menschenrechtsorganisation beziffert die Zahl der Toten auf mindestens 289, zudem wurden demnach mehr als 640 weitere Menschen verletzt. Laut UN-Angaben wurden von Januar 2019 bis Anfang September dieses Jahres fast 90.000 Bewohner vertrieben. Außerdem werden die Rohingya in dem Bundesstaat seit Jahrzehnten verfolgt. UN und Menschenrechtler sprechen dabei von Völkermord.