Polizeiliche Maßnahmen seien wichtig, reichten aber bei weitem nicht aus, um antisemitischen Haltungen und Handlungen etwas entgegenzusetzen, sagte Staffa am Freitag in Berlin laut Mitteilung der Evangelischen Akademie, wo er als Studienleiter arbeitet.
Es sei mehr als schmerzhaft, dass Synagogen in Deutschland polizeilich geschützt werden müssten und "noch schmerzhafter, dass dieses offenkundig unzureichend geschieht", betonte Staffa. Es dürfe hierzulande nicht an den nötigen Sicherheitsmaßnahmen fehlen.
Staffa sagte, er sehe die evangelische Kirche verstärkt in der Verantwortung, die Christen und Christinnen in Deutschland nicht nur gegen Antisemitismus zu immunisieren, sondern sie auch zu "Beauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus" nach innen und außen zu machen. Der Weg dahin sei lang und von den Kirchen in der Vergangenheit oft verfehlt oder verweigert worden. Gleichwohl sei er theologisch wie auch politisch notwendig, betonte er. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte am Donnerstag gesagt, Antisemitismus sei eine Sünde gegen Gott.
Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, sagte am Freitag, in den vergangenen zwei Jahren hätten Straftaten, auch Gewalttaten, gegen Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland erheblich zugenommen. Die Sorgen jüdischer Mitbürger seien berechtigt, dass sie auf offener Straße Opfer von Anfeindungen bis hin zu gewaltsamen Attacken werden können, sagte er dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitag).
Attentäter vor Gericht
Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsextremist versucht, mit Gewalt in die Synagoge in Halle einzudringen, in der sich 52 Gläubige zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zum Gebet versammelt hatten. Er scheiterte an der massiven Holztür, erschoss aber in der Folge eine Passantin auf offener Straße vor der Synagoge und einen jungen Mann in einem Imbiss. Nach dem Anschlag war Kritik am Verhalten der Polizei laut geworden. Stephan B. muss sich derzeit wegen Mord und versuchten Mordes vor Gericht verantworten.