Die Übergabe der Skulptur "man in a cube" von Ai Weiwei an das Eisenacher Lutherhaus am 9. Oktober wird coronabedingt an zwei Orten gefeiert: Am neuen Standort des Kunstwerks im Innenhof des Museums begleiten Mitglieder des Balletts des Landestheaters per Live-Stream die symbolische Übergabe des Kunstwerkes in der Georgenkirche der Wartburgstadt, so kündigte eine Sprecherin des Lutherhauses. Zu dem Festakt wird auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erwartet.
"Das Großartige an dieser Skulptur ist die Möglichkeit, sich Luther und der Reformation auf ganz neue Weise zu nähern", sagte Museumschef Jochen Birkenmeier dem Evangelischen Pressedienst. Die eindrucksvolle Auseinandersetzung eines nicht-christlichen Künstlers mit Luther sei für ihn auch eine Einladung, Vergangenheit und Gegenwart der Reformation neu zu entdecken.
Land, Bund und Stiftungen finanzieren mit
Die Skulptur "man in a cube" hatte Ai Weiwei für die Wittenberger Ausstellung "Luther und die Avantgarde" 2017 geschaffen. Zusammen mit dem Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen habe man es gewagt, sich um die finanziellen Mittel für das etwa eine halbe Million Euro teure Vorhaben zu kümmern, "obwohl ein Erfolg zunächst utopisch schien", räumte der Museumschef ein. Dabei sei immer klar gewesen, dass es viel Zeit brauchen würde, um potenzielle Förderer zu gewinnen.
Letztlich beteiligten sich an der Finanzierung neben dem Land und dem Bund die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sowie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), verschiedene Stiftungen mit Bezug zu den Sparkassen aber auch viele Einzelspender. Allein die Kulturstiftung der Länder fördert den Erwerb mit 100.000 Euro.
Anregender Denkanstoß
Mit seiner zweiteiligen Betonskulptur bezieht sich der aus China stammende Künstler nach eigener Aussage auf seine 81-tägige Gefangenschaft im Jahr 2011. Die beiden anderthalb Meter hohen Betonblöcke sind in einem Abstand von einem halben Meter aufgestellt. In deren einander zugewandten Flächen befinden sich jeweils Vertiefungen. Zusammengenommen stellen sie den vollständigen Abdruck des sitzenden Körpers des inzwischen 63-jährigen, im englischen Cambridge lebenden Ai Weiwei dar.
Der Erwerb "dieser großartigen Plastik dank der vielen Unterstützer" begeisterte auch Landesbischof Friedrich Kramer. Er habe das Kunstwerk 2017 als sehr anregenden Denkanstoß erlebt. Der Künstler komme aus diktatorischen Verhältnissen. 500 Jahre nachdem Luther die Freiheit eines Christenmenschen thematisiert habe, stehe seine Skulptur nun in Eisenach. "Das gibt viele spannende Anknüpfungspunkte", blickte der Leitende Geistliche der EKM voraus.