"Unser historischer Auftrag ist es, alles dafür zu tun, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland frei und ohne Angst leben und ihre Religion ausüben können", sagte Diakoniepräsident Ulrich Lilie. Antisemitismus sei eine Sünde gegen Gott, betonte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, erklärte, der Anschlag von Halle sei eine Mahnung. Antisemitismus sei ein Verbrechen an den Juden und dadurch auch ein Verbrechen gegen die Menschheit. Am 9. Oktober 2019 hatte der Attentäter Stephan B. mit Gewalt versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, in der sich die jüdische Gemeinde zur Feier des höchsten jüdischen Feiertages Jom Kippur versammelt hatte. Er scheiterte an der hölzernen Eingangstür, tötete in der Folge aber eine Passantin auf der Straße vor der Synagoge und später auf der Flucht in einem Imbiss noch einen jungen Mann. Er steht derzeit wegen Mordes und versuchten Mordes vor Gericht.
Bedford-Strohm sagte, 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz breite sich Hass auf Juden wieder aus. Das sei der Nährboden, auf dem Gewalt gedeihe. "Während unsere jüdischen Geschwister an Jom Kippur die Versöhnung mit Gott feiern und darum beten, von Gott ins Buch des Lebens eingeschrieben zu werden, wird in unserer Gesellschaft eine Chronik der Gewalt und des Hasses gegen Juden fortgeschrieben", sagte Bedford-Strohm. Dass es sich vermeintlich um radikalisierte und fanatisierte Einzeltäter handele, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit bis hinein in die demokratischen Institutionen wieder drohten, hoffähig zu werden.