Dresden (epd). In Sachsen sind die Feiern zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit vom Streit über den Festredner Arnold Vaatz getrübt worden. Wegen des CDU-Bundespolitikers und früheren DDR-Bürgerrechtlers blieben die Abgeordneten von Grünen, Linken und SPD dem Festakt fern. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Landtagspräsident Matthias Rößler (beide CDU) verteidigten dagegen dessen Einladung. Vaatz war zuletzt wegen Äußerungen zur Berliner Polizei in die Kritik geraten.
Er hatte den Beamten im Zusammenhang mit einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen DDR-Methoden vorgehalten. Grüne, Linke und die SPD im sächsischen Landtag hatten die Auswahl von Vaatz als Festredner kritisiert und schon vorab ihr Fernbleiben von der Einheitsfeier angekündigt.
Ministerpräsident Kretschmer sagte beim Festakt, es sei keine Lösung, sich wegzudrehen, wenn jemand eine andere politische Meinung habe. "Wir müssen das aushalten, dass es verschiedene Meinungen gibt", sagte er. In seiner Rede kritisierte Kretschmer zugleich scharf das Verhältnis der AfD zu Rechtsextremisten. Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) sagte, Vaatz sei "zweifellos streitbar", habe aber zugleich "eine zutiefst demokratische Haltung" in einer globalen Gesellschaft.
Der Mathematiker und Theologe Vaatz war in der DDR politisch verfolgt worden. Er gilt als einer der Initiatoren für die Wiederbegründung des Freistaates Sachsen am 3. Oktober 1990 auf der Meißner Albrechtsburg. Seit 1998 sitzt er für die CDU im Bundestag.
Der sächsische Landtag begeht den Tag der Deutschen Einheit seit 1991 mit einer Festveranstaltung. 2019 hatte der frühere "Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert die Festrede gehalten.