"Man müsste im Grunde die Zeitungen, Illustrierten, Magazine jetzt überschwemmen mit Karikaturen - und zwar zu allen Religionen", sagte Wallraff dem Berliner "Tagesspiegel" (Samstagsausgabe). Dies wäre eine deutliche Botschaft zur Verteidigung der Kunst- und Meinungsfreiheit.
"Sich jetzt wegzuducken, ist genau der falsche Weg", sagte Wallraff, der einst den britischen Schriftsteller Salman Rushdie und kürzlich den iranischen Musiker Shahin Najafi nach Mordaufrufen islamischer Geistlicher unterstützt hat. Mit Rücksichtnahme würden diejenigen ermutigt, die "mit Drohungen, Einschüchterungen und mordlüsternen Aktionen Terrain gewinnen wollen".
Menschen in autoritären Staaten, die wegen ihrer Meinung inhaftiert wurden, könnten zu recht erwarten, dass "Leute in der freien Welt sich eindeutig für die Meinungsfreiheit einsetzen", sagte Wallraff. "Ihnen schulden wir, mehr noch als uns selber, eine absolut eindeutige Haltung im Bekenntnis zu Freiheitsrechten."
Solange sich jedoch nur "einzelne Individuen oder Medien an dieser Demonstration von Freiheit" beteiligen und Religionskarikaturen verbreiten, werde nicht viel erreicht, sagte Wallraff. Eine Satire-Welle hingegen "würde denen, die es noch nicht begriffen haben, direkt vor Augen führen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen." Die Gegner von Kunst- und Meinungsfreiheit und religiöser Satire "ermüden dann nämlich, denn so viel können sie gar nicht demonstrieren", sagte Wallraff.