Magdeburg (epd). Im Prozess gegen den Synagogen-Attentäter von Halle ist am Dienstag noch einmal das Geschehen im Döner-Imbiss untersucht worden. Vor dem in Magdeburg tagenden Oberlandesgericht Naumburg sagte ein Zeuge aus, der sich während des Anschlags in dem Imbiss befand. Er floh auf die Toilette und erlitt eine Panikattacke. Noch heute leide er unter Angst und Panik. Wenn er schwer bewaffnete Polizisten sehe, dann werfe ihn das in diesen Tag zurück und er sehe sich wieder in dem Döner-Imbiss, sagte er aus.
Ein Kollege des getöteten Kevin S., der mit dem 20-Jährigen in der Mittagspause im Döner-Imbiss war, konnte indes nicht als Zeuge vor Gericht aussagen. Es wurden Atteste verlesen, die deutlich machten, dass er durch den Anschlag schwer gesundheitlich beeinträchtigt sei. Ereignisse wie der Anschlag von Hanau im Februar 2020 hätten seine Traumatisierung immer wieder reaktiviert. Seine Anwältin erklärte, ihr Mandant, ein Mann Mitte 40, sei durch diese abscheuliche und feige Tat mitten aus seinem Leben gerissen worden. Er sei seit dem 9. Oktober 2019 nicht mehr arbeitsfähig und kaum in der Lage, seine Wohnung zu verlassen.
Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 aus einer antisemitischen und rassistischen Motivation heraus einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt. Weil es ihm nicht gelang, mit Sprengsätzen und Schusswaffen in die Synagoge zu gelangen, erschoss er zunächst eine 40 Jahre alte Passantin und dann in einem nahe gelegenen Kiez-Döner einen 20-jährigen Mann. Die Bundesanwaltschaft hat B. wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt.