Berlin (epd). Die Bundesregierung will drei deutsche Pharmaunternehmen bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus finanziell unterstützen. Wie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Dienstag in Berlin mitteilte, sind die Verhandlungen mit zwei Firmen bereits mit einer Förderzusage abgeschlossen. Der Stifter Bill Gates erwartet einen Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffes für Anfang des kommenden Jahres. Besonders herausfordernd werde dann die massenweise Herstellung der Präparate sein, sagte der Multimilliardär im Interview mit "Bild live".
Karliczek zufolge wird das Mainzer Unternehmen BioNTech 375 Millionen Euro Förderung erhalten. Das Tübinger Unternehmen CureVac bekommt 230 Millionen Euro für die Forschung an einem Covid-19-Impfstoff. Förderung soll auch das in Dessau-Roßlau ansässige Unternehmen IDT Biologika erhalten, mit dem noch Verhandlungen laufen.
Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist bei Bedarf eine Erhöhung der Fördermittel möglich. Beide Ministerien waren an den Verhandlungen beteiligt. Die fachliche Einschätzung kam vom Paul-Ehrlich-Institut, das Arzneimittel in Deutschland zulässt und für die Genehmigung klinischer Studien zuständig ist.
Karliczek sagte, die Förderung solle dazu beitragen, dass sich die Unternehmen bei der Suche nach einem Impfstoff breiter aufstellen können und eine Prüfung möglicher Impfstoffe beschleunigt werden kann. Die Förderung umfasst nach ihren Angaben auch die klinischen Studien bis zum Abschluss der sogenannten Phase 3. Das mehrstufige Verfahren soll zur Sicherheit der Impfstoffe beitragen, etwa auch seltene Nebenwirkungen offenlegen.
Spahn und Karliczek betonten, dass die Sicherheit des Impfstoffs höchste Priorität habe. "Auch wenn die Welt auf einem Impfstoff wartet, riskante Abkürzungen werden wir nicht nehmen", sagte Karliczek. Gleichzeitig unterstrich die Ministerin, Impfstoffe seien "der entscheidende Schlüssel, um die Pandemie zu überwinden".
Microsoft-Gründer Gates sagte am Montagabend bei "Bild live", er rechne damit, dass "mit etwas Glück" im ersten Quartal des nächsten Jahres drei oder sogar vier Impfstoffe zugelassen werden. Es werde dann aber die Herausforderung sein, das Mittel in Massen herzustellen, fügte der Multimilliardär hinzu, der vor 20 Jahren die Globale Impfallianz (Gavi) ins Leben gerufen hat.
"Um den Impfstoff sieben Milliarden Menschen zur Verfügung zu stellen, brauchen wir fast 14 Milliarden Dosen. Das wurde zuvor noch nie gemacht", sagte Gates. Er sprach von einer Notfallmaßnahme, die ganz neue Strategien erfordere.
Dem "Spiegel" sagte Gates, er hoffe, dass Herdenimmunität entstehe, wenn 60 oder 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Die Regierungen sollten in der Lage sein, "genügend Bürger auch ohne Impfzwang von einer Impfung zu überzeugen, denn so etwas führt zu dieser enormen Gegenreaktion", erklärte er mit Blick auf Impfgegner.
Die von Gates initiierte Gavi ist eine öffentlich-private Partnerschaft, in der sich Regierungen, Pharmakonzerne, private Geber, Unicef, die Weltgesundheitsorganisation und die Weltbank zusammengeschlossen haben. Ziele sind, Impfstoffe kostengünstig zur Verfügung zu stellen und den Auf- und Ausbau von Gesundheitssystemen zu unterstützen. So wurden etwa Impfstoffe gegen Ebola, Cholera, Hirnhautentzündung und Gelbfieber finanziert. Bisher wurden dafür rund 21 Milliarden US-Dollar bereitgestellt.
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