Berlin (epd). Die Bundesregierung hat die Bereitschaft zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge von der griechischen Insel Lesbos signalisiert. Nach dem Brand des Flüchtlingscamps Moria sei eine "einmalige Notsituation" entstanden, sagte der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Steffen Seibert, am Montag in Berlin. Er bestätigte, dass innerhalb der Bundesregierung Beratungen über die Aufnahme weiterer Flüchtlinge laufen. Zu einer konkreten Größenordnung und der Dauer der Gespräche äußerte er sich nicht, sprach aber von einer baldigen Entscheidung.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Freitag mitgeteilt, dass Deutschland zwischen 100 und 150 unbegleitete Minderjährige aufnehmen wird, die durch den Brand des Lagers obdachlos geworden sind. Seehofer sprach selbst von einem "ersten Schritt" und stellte eine weitere Aufnahme vor allem von Familien mit Kindern in Aussicht. Darauf verwies Seibert am Montag. Die Lage vieler Flüchtlinge auf der Insel Lesbos sei immer noch entsetzlich, sagte er.
Der Koalitionspartner SPD drang am Montag auf eine Lösung binnen 48 Stunden. Nach dem ersten Schritt, der Zusage der Aufnahme von unbegleiteten Minderjährigen, müsse nun ein "substanzieller zweiter Schritt" folgen, sagte Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in Berlin. Deutschland sei das Land mit der größten Bevölkerung und der besten Wirtschaftsleistung in der EU. Scholz sagte, mit den anderen Regierungsparteien sei man sich einig, rasch eine Lösung zu finden. Die Co-Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, hatte am Sonntagabend im ZDF gefordert, eine vierstellige Anzahl von Menschen aus Griechenland nach Deutschland zu holen.
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