Frankfurt a.M., Kaduna (epd). In Nigeria sorgt eine Gesetzesänderung, die die Kastration von verurteilten Vergewaltigern ermöglicht, für Diskussionen. Der Vorsitzende des Christenverbands in Nigeria (CAN) im Bundesstaat Kaduna, John Joseph Hayab, bezeichnete diese Form der Bestrafung als barbarisch, wie die Zeitung "Vanguard" am Freitagabend berichtete. Das Regionalparlament hatte zuvor beschlossen, Kastration als Strafmaßnahme zuzulassen. Die Höchststrafe liegt bisher bei 21 Jahren Haft, bei der Vergewaltigung von Kindern bei lebenslang.
Hayab erklärte, Vergewaltigung sei unmenschlich und müsse verurteilt werden. Eine Bestrafung durch Kastration verstoße jedoch gegen die menschliche Würde. Auch Scheich Haliru Maraya von der muslimischen Gemeinschaft in Kaduma äußerte sich kritisch zu der Maßnahme. Der Sprecher des Regionalparlaments, Musa Ahmed, hatte erklärt, durch die Gesetzesänderung sei es möglich, eine operative Kastration anzuordnen, so dass ein verurteilter Vergewaltiger nach verbüßter Gefängnisstrafe nicht noch einmal straffällig werden könne. Der Gouverneur des nordwestlichen Bundesstaats muss das Gesetz noch unterzeichnen, bevor es in Kraft tritt.
In Nigeria hat Berichten von Hilfsorganisationen zufolge sexuelle Gewalt in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Laut einem UN-Bericht vom Mai stieg die Zahl der Meldungen über sexuelle Gewalt direkt nach der Verhängung von Ausgangssperren wegen der Corona-Pandemie in allen Bundesstaaten, teilweise um fast 60 Prozent innerhalb von zwei Wochen. Mehrere brutale Vergewaltigungen sorgten in Kaduna im Juni und Juli für öffentliches Aufsehen. Im Juni riefen alle 36 Bundesstaaten den Notstand wegen der Zunahme von sexueller Gewalt aus.