Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat im Rückblick auf 30 Jahre deutsche Einheit die Notwendigkeit einer klaren Haltung und eines langen Atems für Veränderungen betont. Die Ereignisse vor 30 Jahren in Deutschland und Europa hätten gezeigt, "dass Veränderung möglich ist und dass Veränderung etwas Gutes bedeuten" könne, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin bei einer Diskussionsveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung zu "30 Jahren Deutsche Einheit". Sie finde es daher heute mitunter schade, "dass die Zeitachse so kurz geworden ist". So werde etwa mit Blick auf die Migration 2015 nach fünf Jahren behauptet, dass dieser Prozess gescheitert sei.
"Geschichte geht in ganz langen Wellen", sagte die Kanzlerin. Es wäre daher schlecht, "schon nach drei, vier Jahren die Flinte ins Korn zu werfen". Nötig sei ein innerer Kompass: "Das wird heute von jungen Leuten genauso gebraucht wie damals von uns", sagte Merkel.
Ohne die polnische Solidarnosc wären die Ereignisse von 1989/90 nicht möglich gewesen. "Das hat uns alle geprägt", sagte Merkel. Und weiter: "Die Polen waren schon ein supermutiges Volk und sind es."
Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei und frühere Präsident des Europäischen Rates, der Pole Donald Tusk, erinnerte sich bei der Diskussion an die Zeit in seinem Heimatland. Mehr und mehr sei damals klargeworden, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion unmittelbar bevorgestanden habe. Der bewegendste Moment für ihn sei dabei gewesen, als Tausende von DDR-Bürgern in der westdeutschen Botschaft in Warschau und auch in Prag den Weg der Veränderung begonnen hätten: "Der Wind hatte sich gedreht."