Genf (epd). Saudi-Arabien und alle anderen Parteien im Konflikt im Jemen verüben laut einer UN-Expertengruppe ungestraft Kriegsverbrechen. Es gebe "keine sauberen Hände" in dem rund sechs Jahre dauernden Konflikt, heißt es in einem am Mittwoch in Genf veröffentlichten Bericht der Expertengruppe.
Keine Partei zeige Respekt für das Völkerrecht sowie das Leben, die Würde und die Rechte der Bevölkerung, schreiben die Fachleute in ihrem dritten Report, der den Zeitraum von Juli 2019 bis Juni 2020 abdeckt. Der Sicherheitsrat der UN müsse den Fall Jemen an den Internationalen Strafgerichtshof überweisen. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Konkret beschuldigen die Experten die Luftstreitkräfte der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition, wahllos zivile Ziele anzugreifen und unschuldige Menschen zu töten. Auch die Huthi-Rebellen attackierten zivile Einrichtungen. Die Saudi-Militärkoalition unterstützt die Regierung in ihrem Kampf gegen die Rebellen. Gemäß den Experten werden etliche weitere Kriegsverbrechen verübt: Mord an Zivilisten, Folter, Verschleppungen, willkürliche Inhaftierungen, Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt, Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren als Kindersoldaten.
Die UN stufen die Lage im Jemen als die schlimmste humanitäre Krise weltweit ein. Durch Gewalt, Hunger und Krankheiten wie Cholera starben in den vergangenen Jahren Zehntausende Menschen. Zudem breitet sich Covid-19 immer stärker im Jemen aus. Von den rund 30 Millionen Jemeniten sind laut Schätzungen mehr als 24 Millionen auf Hilfe zum Überleben angewiesen.
Der UN-Menschenrechtsrat setzte die Expertengruppe zum Jemen 2017 ein, sie soll Beweise für Verstöße gegen das Völkerrecht sammeln. Mitglieder der Jemen-Gruppe sind Kamel Jendoubi aus Tunesien, Melissa Parke aus Australien sowie Ardi Imseis aus Kanada.