Berlin (epd). Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) der Europäischen Union schwere Versäumnisse in der Migrationspolitik vorgeworfen. Die Katastrophe in dem überfüllten Lager müsse "der letzte Weckruf an die Europäische Union sein, sich jetzt nach fünf Jahren Diskussion auf die Grundsätze einer humanitären europäischen Flüchtlingspolitik zu einigen", sagte Müller den Zeitungen der Funke Mediengruppe (online: Mittwoch).
Die Menschen in Moria bräuchten umfassende Sofort-Hilfe, forderte Müller, der das Lager selbst besucht hatte. "Die menschenverachtenden Zustände in Moria waren seit Jahren bekannt. Bei meinem Besuch vor zwei Jahren war ich zutiefst schockiert. Und obwohl der Ausbruch von Corona und eine solche Katastrophe angesichts der herrschenden Zustände vielfach vorausgesagt wurde, ist nichts passiert", kritisierte der Entwicklungsminister.
Nach Berichten von Helfern herrschen nach dem Brand chaotische Zustände in Moria. Die Versorgung der rund 12.000 Menschen sei zusammengebrochen, sagte der Mainzer Arzt Gerhard Trabert dem Evangelischen Pressedienst (epd). Hilfsorganisationen dürften das von Sicherheitskräften abgeriegelte Areal nicht mehr betreten. Das Feuer in dem völlig überfüllten Lager war laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA gegen zwei Uhr in der Nacht ausgebrochen. Berichte über Verletzte oder Tote lagen zunächst nicht vor.